Media4Us » Kultur https://www.media4us.de/wp Ein weiterer WordPress-Blog Mon, 23 Feb 2015 14:22:24 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=4.2.2 Chinesische Freunde https://www.media4us.de/wp/2013/03/11/chinesische-freunde/ https://www.media4us.de/wp/2013/03/11/chinesische-freunde/#comments Mon, 11 Mar 2013 15:26:36 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1333 Täglich ein Anruf, eine SMS und am liebsten möchten sie ihn nach jedem Treffen bis nach Hause begleiten. Chinesische Freundschaften können für Europäer manchmal etwas anstrengen sein, doch man darf das nicht falsch verstehen. Ceyhun Yakup Özkardes über seine Erfahrungen mit seinem Freund JiYi. ]]>

von Ceyhun Yakup Özkardes

Täglich ein Anruf, eine SMS und am liebsten möchten sie mich nach jedem Treffen bis nach Hause begleiten. Chinesische Freundschaften können für uns Europäer manchmal etwas anhänglich sein, doch man darf das nicht falsch verstehen. Ceyhun Yakup Özkardes erzählt von seinen Erfahrungen mit JiYi – einem Taekwondo Coach in Xiamen.

Mein Handy vibriert und versetzt meinen Tisch in Bewegung, doch ich gehe nicht ran. Ich bin nicht stolz darauf, aber ich möchte das Gespräch jetzt nicht annehmen, weil klar ist, wer da am anderen Ende ist. Mein neuer chinesischer Freund aus dem Taekwondo Verein versucht mich anzurufen – bereits zum dritten Mal. JiYi, 20 Jahre jung, ist ein unglaubliches Talent im Taekwondo. An den Wochenenden arbeitet er in einem Taekwondo Club in Xiamen und unter der Woche geht er zur Schule. Er ist unheimlich zuvorkommend, aber manchmal können chinesische Freundschaften etwas anstrengend sein.

© privat / Ceyhun Yakup Özkardes

Ich habe oft das Gefühl JiYi würde für mich alles stehen und liegen lassen und wenn es nötig wäre, seine gesamte Freizeit für mich opfern. In China basiert Freundschaft auf Gegenseitigkeit, weshalb er also genau dasselbe auch von mir erwartet. Für Chinesen sind Ausländer, insbesondere Menschen aus dem Westen, Gäste der besonderen Art. Deutschland spielt da eine spezielle Rolle. Deutschland heißt übersetzt das „Land der Tugenden“ (德国) und ist sehr beliebt. Dabei rühmt man besonders die deutschen Automarken und deren gute Qualität. Auch wenn ich weder Ingenieur noch besonders interessiert an Autos bin, muss ich mich mit Chinesen oft über BMW oder Audi unterhalten. In dieser Hinsicht ist JiYi allerdings etwas anders. Ihm ist es wichtiger, dass wir zusammen Zeit verbringen – viel Zeit.

Der Begriff Freundschaft hat in China eine andere Bedeutung als in Deutschland. Wo die Deutschen als eher verschlossen gelten, schließen Chinesen bereits nach dem ersten Treffen beste Freundschaften. Dies beinhaltet sowohl gemeinsame Abendesse als auch, sich persönliche Geheimnisse anzuvertrauen. Freundschaft ist außerdem automatisch mit der Pflicht verbunden, seinen Freunden zu helfen. Dies fiel mir besonders auf meiner Reise nach Fuzhou auf.

Im Auftrag meiner Firma fuhr ich in die Provinzhauptstadt von Fujian – nach Fuzhou. Zu diesem Zeitpunkt war JiYi ebenfalls in Fuzhou und wollte mir vor Ort helfen. Um mich nicht ganz auf meinen eifrigen Freund verlassen zu müssen, suchte ich mir vorher die Wegbeschreibung heraus und rief ihn lediglich an, als ich in Fuzhou ankam. Er entschuldigte sich, dass er gerade keine Zeit hätte und ich dachte, die Sache wäre damit erledigt. Mein Ziel fand ich problemlos und ging meinen Aufgaben nach. Etwa 20 Minuten später rief JiYi jedoch wieder an, um mir eine detaillierte Wegbeschreibung zu geben. Er war sehr überrascht über meinen Alleingang und meine schnelle Ankunft. Bei einem späteren Treffen gestand er mir, dass er Angst um mich hatte und besorgt darüber war, dass ich verloren gehen könnte. Obwohl ich jeden Tag an der Uni Chinesisch lerne und inzwischen viele Situationen auch meistern kann, war er sehr verwundert über meine Selbstständigkeit in einem, seiner Meinung nach, für mich fremden Land.

In einer anderen Situation wurde mir die unterschiedliche Denkweise zwischen China und Deutschland ebenfalls deutlich vor Augen geführt. Bei einer Trainingseinheit in der Taekwondo Schule posierten die Trainerkollegen und ich für Gruppenfotos. Ich dachte mir dabei nichts und hielt es lediglich für ein paar Schnappschüsse. Doch beim nächsten Training fand ich in einer Ecke der Halle drei Kisten voll mit Werbeflyern für die Taekwondo Schule, auf dem genau dieses Gruppenfoto verwendet wurde. Dazu von allen Trainern noch ein kurzer Text, von mir natürlich auf Englisch. An sich eine gute Sache, doch ich hatte das Gefühl, übergangen worden zu sein. Ich wurde weder mit einbezogen noch um Erlaubnis gefragt. Da Westler so sehr von Chinesen bewundert werden, sind sie oft auch eine Art Vorzeigeobjekt. Genau so fühlte ich mich dann leider auch, so, als würde ich herumgereicht werden. Dieses Foto mit mir sollte eine Nachricht transportieren und zeigen: „Wir sind mit dem Westen verbunden.“

Bei diesem Vorfall kam noch etwas anderes zum Tragen: das Konzept des Guanxi Systems (关系). Das Beziehungsnetzwerk, in das jedes Mitglied der Gesellschaft eingebunden ist. Danach ist es völlig legitim, Beziehungen zu nutzen und auch von ihnen zu profitieren. Am ehesten ist dieses Prinzip vergleichbar mit den Seilschaften in Deutschland, in denen man sich gegenseitig hilft und auch unterstützt. In meinem Fall versuchten die Trainer, mit dem Werbeflyer Eindruck zu schinden, damit ich auch in Zukunft diese Schule besuchen würde.

Auch wenn ich mich daran erst gewöhnen musste, bin ich sehr dankbar für die tolle Hilfe und Unterstützung von JiYi und den anderen Trainern. Sie sind immer da, wenn es Probleme oder Schwierigkeiten gibt und widmen sich vollkommen dieser Aufgabe. Durch sie lerne ich weitere Chinesen kennen, „expandiere“ quasi mein Guanxi und habe mehr denn je Einblick in die chinesische Kultur. Nicht aus Büchern, sondern ganz praktisch im Alltag lerne ich vom chinesischen Gedankengebäude und teile auch meine persönlichen Werte.

© privat / Ceyhun Yakup Özkardes

Genau das nämlich ist das Ziel: Interkulturelle Konzepte betonen den Synergieeffekt interkultureller Freundschaften, also die Verschmelzung von verschiedenen Ressourcen aus zwei Kulturen zu einem neuen Gebilde. Dabei sollen beide Partner eine Neudefinition von wichtigen Elementen vornehmen, so dass eine neue Gesamtheit entstehen kann. Ein nicht ganz einfaches Ziel, aber ein erstrebenswertes, denn die Qualität unserer gemeinsamen Zeit nimmt so zu.

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Chinesische Küche https://www.media4us.de/wp/2013/03/04/chinesische-kuche/ https://www.media4us.de/wp/2013/03/04/chinesische-kuche/#comments Mon, 04 Mar 2013 12:42:17 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1293 Teigtäschchen mit Fleischfüllung, oder lieber etwas Vegetarisches mit Eiern und Schnittlauch? Bei „Jiaozi“ dürfen alle Varianten ausprobiert werden. Ceyhun Yakup Özkardes nimmt uns mit auf eine kulinarische Reise nach China. ]]>

Teigtäschchen mit Fleischfüllung, oder lieber vegetarisch mit Eiern und Schnittlauch untermalt? Bei „Jiaozi“ darf jedes Rezept ausprobiert werden. Eine kulinarische Reise zu den Esskulturen in China.

von Ceyhun Yakup Özkardes

Essen ist mehr als nur Ernährung, es ist eine Erfahrung und ein Ritual. Es ist das Hauptmerkmal von Festen, Zusammenkünften und den Traditionen einer Kultur. Nicht umsonst essen Chinesen beim Geburtstag lange Nudeln, die Sinnbild für ein langes Leben sind. Kultur geht eben auch durch den Magen und besonders in einem großen Land wie China gibt es sehr unterschiedliche Essgewohnheiten.

Jiaozi kochen ist ein Gruppenereignis, bei dem alle mithelfen.

Eines der ersten Gerichte, die ich kennengelernt habe, ist Jiaozi (饺子). Kleine gefüllte Teigtäschchen, die jede chinesische Familie je nach Regison anders zubereitet. Ein großes, spaßiges Erlebnis ist das Kochen von Jiaozi, denn es ist ein Gruppenereignis. Wer von einer chinesischen Familie zu Jiaozi eingeladen wird, der darf sich geehrt fühlen, denn es bedeutet sehr viel Arbeit. Wie am Fließband stehen alle nebeneinander und kneten den nötigen Teig, zerschneiden Schnittlauch, Knoblauch, das Fleisch und viele andere Zutaten. Gleichzeitig entstehen bereits kleine runde Teigstücke, diese wiederum werden weitergereicht und mit geschickten Handbewegungen gefüllt und schließlich auch geschlossen. Fertig ist das Jiaozi – zumindest in Rohfassung. Sie werden anschließend gebraten, gekocht oder gedämpft. Wichtig ist dabei nur, wie auch bei anderen Gerichten, dass die Zutaten frisch sind, damit der natürliche Geschmack des Essens bewahrt wird.

© Ceyhun Yakup Özkardes

Die Technik zum Schließen der Jiaozi ist bei jedem etwas anders

Gekocht wird Jiaozi traditionell zum Frühlingsfest 春节  (Chūnjié), jedes Jahr zwischen Ende Januar und Anfang Februar. In diesem Jahr fiel es auf den 10. Februar. Die Chinesen feiern Neujahr, wenn es bei uns in Europa schon längst keine “Chinaböller” mehr zu kaufen gibt. Der Grund dafür: Deutschland richtet sich nach dem Gregorianischen Kalender, während in China neben diesem auch noch der Mondkalender Gültigkeit besitzt. Bei traditionellen Festen orientieren sich viele Menschen nach wie vor am Mondkalender, wodurch sich die entsprechenden Termine um einige Tage verschieben können.

Je nachdem, in welcher Region man sich gerade befindet, stößt man im riesigen China auf unterschiedliche kulinarische Schwerpunkte. Die grobe Einteilung ist: Norden, Süden, Küstenland im Süden und Innland. Jiaozi kommt aus dem Norden, wo unter anderem auch die Peking Ente beliebt ist. Die Küstenregion dagegen ist eher für ihre Süß- und Salzwasserfische und ihre Krabben bekannt.

Die inländische Küche in den Provinzen Sichuan oder auch Hunan ist würziger und schärfer als an der Küste. Hühnchen und Soja werden für die Speisen sehr oft verwendet. Am meisten verbreitet ist jedoch der Kochstil des Südens, der sehr vielseitig ist. Das kommt durch die starke Zuwanderung in diese Regionen. Durch die schlechte Arbeitslage sind viele junge Menschen darauf angewiesen als Wanderarbeiter in anderen Provinzen auf Arbeitssuche zu gehen. Nach Guangdong zum Beispiel, das im Süden liegt,  kommen Arbeiter aus allen Teilen des Landes und so entsteht eine Vermischung der einzelnen Kochstile. Ein im Süden bekanntes Gericht ist Dim Sum. Das sind ebenfalls gefüllte Teigtaschen, die jedoch anders zubereitet werden.

© Ceyhun Yakup Özkardes

Die grobe Einteilung in verschiedene Regionen wird in Zeiten der Globalisierung immer durchlässiger, sodass sich unterschiedliche Stile und Kulturen in Zukunft immer mehr verbinden werden. Die gesamte Bandbreite an kulinarischen Speisen in China beschreiben zu wollen, ist nicht wirklich möglich. Das liegt an der schieren Größe des Landes. Zu versuchen, alle Gerichte in dem Land zu erfassen, wäre vergleichbar mit dem Ziel, alle Gerichte Europas aufzuzählen.

Zum Autor:

Ceyhun Yakup Özkardes (Yakup88.wordpress.com) hat sieben Monate im Rahmen eines Austauschprogramms in Xiamen studiert und gearbeitet. Er veröffentlichte für das China Tours Online Magazin (www.ChinaTours.de) Artikel und berichtete aus der „saubersten Stadt Chinas“ – Xiamen.

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„Heimwärts“ – Einmal Ausland und zurück? https://www.media4us.de/wp/2013/02/25/heimwarts-einmal-auswarts-und-zuruck/ https://www.media4us.de/wp/2013/02/25/heimwarts-einmal-auswarts-und-zuruck/#comments Mon, 25 Feb 2013 10:51:31 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1371 Im Dokumentarfilm "Heimwärts" erzählen die Regisseurinnen Rita Bakacs, Masayo Kajmura und Graziella Tomasi vom Leben ihrer Eltern, die vor vielen Jahren eingewandert sind. Die Frage nach der Heimat, nach der Vergangenheit und der Zukunft stellt sich unterschiedlich und doch verbindet die Geschichten vieles miteinander. Mimoza Troni hat sich den Film für media4us angeschaut. ]]>

von Mimoza Troni

Drei Töchter dokumentieren das Leben ihrer Eltern im Ausland und wie sie wieder zurückkehren. Ein Leben zwischen damals und heute, zwischen Vergangenheit und Zukunft. Und die Frage nach der Heimat.

Gastarbeiter, politische oder wirtschaftliche Flüchtlinge – es fallen einem viele Begriffe ein, um Einwanderung zu beschreiben. Und dennoch haben alle Geschichten mit derartigen Hintergründen eines gemeinsam: Das Gefangensein zwischen zwei Leben, zwischen zwei Welten und zwischen Vergangenheit und Zukunft. Dieses „Dazwischen“ wird nun in dem Film „Heimwärts“ von Rita Bakacs, Masayo Kajmura und Graziella Tomasi aufgegriffen. Die drei Regisseurinnen sind die Töchter von Paaren, die eingewandert sind. Nun haben sie eine Dokumentation über ihre Eltern gedreht.

Drei Leben – eine Geschichte?
Ritas Eltern zum Beispiel lebten 22 Jahre in einer deutschen Provinz. Ihre Mutter Àgnes erklärt Rita, dass das Leben in Deutschland eine große Chance war. Gemeinsam mit ihrem Mann Péter hatte sie ihre Heimat, Ungarn, verlassen, um in Deutschland zu arbeiten – aber immer mit dem Gedanken zurückzugehen. Irgendwann. „In Ungarn hättet ihr von euren Deutschkenntnissen profitiert“, sagt Ágnes. Aber dazu kam es nicht, denn die Kinder beendeten ihre Schule und studierten in Deutschland. Also blieben sie hier. Szenenwechsel: Großstadt, Lärm und eine S-Bahn, die gerade am Berliner Alexanderplatz hält. Im Fokus steht Michiko Kajimura, die zusammen mit ihrem jetzigen Mann im Zuge der Studentenbewegung in den 1960er Jahren Japan verließ. Beide waren seitdem politisch aktiv – in Deutschland für die japanische Gesellschaft. Der Vater, Tachiro Kajimura, sagt, sie wollten sich das Leben in Deutschland anschauen, aber sie hatten eigentlich nicht vor hier zu bleiben. Wieder ein Szenenwechsel: Eine idyllische, ländliche Straße in Holland. 1962 kamen Tomasi und Rosetta als Gastarbeiter hierher. „In dieses regnerische Land“, wie sie ihre ersten Eindrücke beschreibt. Sie und ihr Mann verbrachten 40 Jahre in den Niederlanden – und bauten gleichzeitig an ihrem Haus unter der Sonne, um irgendwann dorthin zurückzukehren.

Neugier der Töchter entfacht Erinnerungen der Eltern
Es ist ein persönlicher Dokumentarfilm, dessen Einfachheit überzeugt: Es gibt keine gestellten Szenen, keine Erzählerstimme, die kommentiert, nur eine Kamera, die beobachtet und aufnimmt, wenn die Eltern erzählen. Am Bildschirm läuft die Übersetzung ins Deutsche als Untertitel – man muss also mitlesen, um zu verstehen, was die Eltern sagen. Und dennoch sprechen die Szenen für sich. Sie zeigen den Alltag dreier Familien, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und dennoch haben sie eines gemeinsam: Die Gedanken schweigen zwischen alter und neuer Heimat. Die Neugier der drei Töchter lässt diese Gedanken laut werden. So unterschiedlich die Anfänge waren, so verschieden enden die drei Migrationsgeschichten. Mehr oder weniger zufriedenstellend.

Die Rückkehr in die Heimat und die Frage nach dem Sinn

Filmstill: Ágnes und Péter auf der Rückfahrt nach Ungarn

Ágnes und Péter kehren zurück nach Ungarn. Mit dem Auto geht es durch halb Europa. Sie hören dabei deutsche Schlagermusik: „Viva Colonia- Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust“ strömt es aus dem Radio und Péter singt mit. Zurück in ihrer Heimat wollen sie sich um ihre alten Mütter kümmern. Als Ágnes Mutter sechs Monate später stirbt, macht sie sich Gedanken: „Früher kamen wir nach Ungarn, um unsere Eltern zu besuchen, nun leben wir ganz alleine hier. Unser Kinder und Enkelkinder sind fast 2000 km entfernt. Was hat das für einen Sinn?“ Für Michiko und Taichiro findet das Leben in Deutschland statt. Müsste sie nach Japan zurückkehren, würde sie sich in eine Zeit von vor 30 bis 50 Jahren zurückversetzt fühlen, sagt Michiko. Und Rosetta lebt in ihrem Haus in Sardinien. Unter der Sonne, unter alten Bekannten. Aber auch alleine, denn ihr Mann ist inzwischen verstorben. Ihre Tochter Graziella holt sie noch einmal zurück nach Holland. Alte Erinnerungen werden wach, wenn sie die alte Nachbarschaft erkunden und ehemalige Nachbarn besuchen. Eine Rückkehr in das alte Leben – für wenige Tage. Schön sei es gewesen, noch einmal würde sie aber nicht hier leben wollen. Sie bleibt lieber daheim.

Heimat also – aber wo ist das? Im Film „Heimwärts“ wird der Zuschauer eingeladen, anhand dreier Lebensgeschichten, unterschiedliche Heimatempfindungen und das innere Dilemma des zeitweisen oder dauerhaften Auswanderns nachzuvollziehen.

 

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Bildung als Lebenselixier https://www.media4us.de/wp/2013/02/25/bildung-als-lebenselixier/ https://www.media4us.de/wp/2013/02/25/bildung-als-lebenselixier/#comments Mon, 25 Feb 2013 08:04:24 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1342 Gut geführte Buchläden sind wie kleine Oasen. Manchmal entdeckt man viel mehr als spannende Geschichten und fremde Welten. Ein Buchladen kann auch Begegnungsort sein, an dem Sprachen und Kulturen aufeinandertreffen und sich miteinander verbinden. So wie in der Karl-Marx-Straße in Berlin. Ein Besuch von Samed Balkir]]>

von Samed Balkir

Mitten im Herzen von Neukölln, in der Karl-Marx Staße, befindet sich der türkisch-deutsche Buchladen von Frau Tülin. Er ist klein, aber fein. „Wir bringen die Leute zum Lesen.“, sagt die charismatische Besitzerin. Mit Entschlossenheit und Leidenschaft arbeitet sie daran, die Menschen für Bücher zu begeistern, sie kümmert sich darum, dass sie ihre Türkisch- und Deutschkenntnisse erweitern. Frau Tülin berichtet von türkischen Migranten, die in Deutschland leben, aber weder die türkische noch die deutsche Sprache richtig beherrschen. Sie sieht es als notwendig an, dass Eltern ihren Kindern immer wieder Bücher kaufen und ihnen beide Sprachen beibringen – deutsch und türkisch. „Zusammen müssen wir diesen Weg gehen, denn nur so können wir es schaffen.“

© Samet Acar

 

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Interkultur in Heidelberg https://www.media4us.de/wp/2013/02/14/interkultur-in-heidelberg/ https://www.media4us.de/wp/2013/02/14/interkultur-in-heidelberg/#comments Thu, 14 Feb 2013 14:38:03 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1253 "Die Sterne stehen so gut wie selten zuvor." Die Leiterin des Heidelberger Interkulturellen Zentrums i. G. blickt optimistisch in die Zukunft. Über die zukünftigen Herausforderungen für ihre Einrichtung und die vielfältigen geselleschaftlichen Implikationen hat sie mit Betina Hurtic gesprochen. Dabei ging es auch um die Strahlkraft solcher Zentren.]]>

von Betina Hurtic

„Die Stadt Heidelberg hat sich für die Gründung eines Interkulturellen Zentrums entschieden. In der Gründungsphase wird gemeinsam mit vielfältigen Akteuren und Institutionen das Interkulturelle Zentrum aufgebaut. Um den Prozess so offen wie möglich zu gestalten, nennt sich das Interkulturelle Zentrum im ersten Jahr ‚Interkulturelles Zentrum in Gründung‘.“ (Website des IZ i. G.*)

Im Interview mit Betina Hurtic erklärt die Leiterin des IZ i. G., Jagoda Marinic, was das Interkulturelle Zentrum genau macht und vor welchen Herausforderungen es steht.

Jagoda Marinic, Leiterin des Interkulturellen Zentrum i. G. Foto: Cris Beltran © Stadt Heidelberg

Seit 20 Jahren gibt es in Heidelberg Bestrebungen, ein interkulturelles Zentrum zu gründen. Ist das Interkulturelle Zentrum in Gründung eine Einrichtung, wie man es sich vor 20 Jahren gewünscht hat?
Das Interkulturelle Zentrum ist eine Idee, die fast schon Tradition hat in Heidelberg und befindet sich heute endlich in der Phase der Realisierung. Es wird naturgemäß so gegründet, dass es in die heutige Zeit passt, wir arbeiten ja aus dem Gestern heraus für das Heute und Morgen. In den 1980er Jahren, als man Interkulturelle Zentren errichtete, waren das eher klassische Vereinshäuser, in denen die Leute ihre Herkunftskultur gepflegt haben. Wenn man heute solche Häuser konzipiert, geht es mehr um den Austausch und die Begegnung der Kulturen. Ich glaube, es wird in diesem Haus mehr Austausch und Dialog stattfinden, als man vielleicht vor 20 Jahren hätte ahnen können.

Welche Aufgaben und Funktionen übernimmt das Interkulturelle Zentrum i. G. konkret?
Im Moment ist die Hauptaufgabe des Interkulturellen Zentrums i. G. die Gründung des Zentrums an sich. Die sogenannte „kleine Lösung“ befindet sich in einer der ältesten Tabakfabriken Deutschlands und ist die Ideenfabrik für das Konzept, die möglichen Trägermodelle und auch die Überlegungen zu einer möglichen Realisierung im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA). Die kleine Lösung sollte vor allem den Grundbedürfnissen der Vereine Rechnung tragen. Sie brauchen fachliche Beratung und Räume, die sie nutzen können. Viele Migrantenselbstorganisationen wünschen sich aber auch Projekthilfe. Sie wollen z. B. Veranstaltungen für sich und ihre Mitglieder organisieren, aber auch für die ganze Stadtgesellschaft. Sie fragen sich, wie sie die anderen Heidelberger dazu bekommen, ihre Veranstaltungen zu besuchen und wünschen sich an solchen Stellen Rat.

Eine Umfrage des Eine-Welt-Zentrums von 2010 in Heidelberg ergab, dass es nur wenige Kooperationen zwischen Migrantenselbstorganisationen und städtischen Institutionen gibt. Schafft das Interkulturelle Zentrum i. G. auch einen stärkeren Austausch zwischen diesen Ebenen?
Zurzeit machen wir eher punktuell Veranstaltungen. Eine Veranstaltung, bei der wir die Vereine z. B. über Fördermöglichkeiten aufklären, ist für alle anziehend und schafft so den Austausch zwischen den Vereinen. Vor kurzem haben wir den Interkulturellen Kalender präsentiert und verschiedene Kulturakteure und Vereine eingeladen. Plötzlich mischen sich Leute, die sich so vorher nicht begegnet sind. Daneben treten wir als städtische Institution gezielt an andere Institutionen und Einrichtungen heran. Mit dem Theater haben wir eine Kooperation – ich habe also selbst versucht, die Brücke zu den Einrichtungen zu bauen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten.

Warum ist es für das Interkulturelle Zentrum I. G. einfacher, solche Verbindungen herzustellen als für die Vereine selbst?
Für die Vereine ist es teilweise nicht einfach zu durchblicken, welcher Struktur sie da gegenüberstehen, wenn sie z. B. an das Theater herantreten. Das interkulturelle Zentrum kann hier eine Mittlerposition einnehmen: Man kann den Vereinen erklären, was möglich ist und was nicht. Die große Bühne etwa für einen Abend kostenfrei zu bekommen, ist nicht im Rahmen des Möglichen. Es sind natürlich auch schon Vereine ganz ohne ein solches Zentrum an Einrichtungen und Institutionen herangetreten, aber jetzt passiert es eben strukturierter. Indem man eine Institution gründet und professionelles Personal einsetzt, kann man auch ausgeklügelte Arbeit leisten, beispielsweise ein Konzept entwickeln, das aussagt, wie Interkultur in einer Stadt sichtbar wird. Man kann strategischer vorgehen und somit auch zur Öffnung der Institutionen beitragen.

Interkulturelle Öffnung von Institutionen ist in der kommunalen Integrationspolitik ein aktuelles Thema. Welchen Beitrag leistet das Interkulturelle Zentrum i. G. hierbei in der Praxis?
Wenn ich in meiner Funktion als Leiterin des Interkulturellen Zentrums bei städtischen oder regionalen Planungstreffen die Einrichtung repräsentiere, bringe ich allein dadurch den Faktor ‚Interkultur’ in den Raum. Das fordert auch die Anderen am Tisch dazu auf, das Thema zu bedenken und sich konkrete Beteiligungsformen zu überlegen. Man selbst symbolisiert etwas: Man ist eine Einrichtung, die für ein gesellschaftliches Bedürfnis steht. Das ist nochmal etwas anderes, als wenn ein einzelner Verein agiert. Die Besonderheit in diesem Fall ist auch, dass das Interkulturelle Zentrum i. G. von städtischer Hand getragen wird. Damit ist unmittelbar eine Öffnung der Institutionen verbunden. Ich erlebe in der täglichen Arbeit, wie groß die Strahlkraft ist, die davon ausgeht: Es ist nicht eine kleine Gruppe, die das will, sondern die Stadt.

Gab es für euch Vorbilder anhand anderer Interkultureller Zentren?
Wir sehen uns natürlich um, national und international, doch wir wollen es eigentlich anders machen. Uns ist es wichtig, die Chance zu nutzen, in einer Zeit und Gesellschaft zu leben, in der Migration einen gänzlich anderen Stellenwert hat als früher. Es ist nicht mehr so, dass es eine Mehrheitsgesellschaft gibt, die mit Minderheiten umzugehen hat und ihnen Räume bieten muss. Es entwickelt sich allmählich ein Bewusstsein dafür, dass hier eine Gesellschaft entsteht, in der die Mehrheitsgesellschaft divers sein wird. Das ist ein ganz anderer Ausgangspunkt als früher. Wir haben auch nicht die Last der Anfänge, vor 20 Jahren war interkulturelle Arbeit eher am Rand verortet. Fast überall, wo man angeklopft hat, wurde man erst einmal weggeschickt. Jetzt gibt es von der Regierung aus die Vorgabe, dass sich die Institutionen öffnen müssen.

Steht man heute vor offenen Türen?
Man steht vor offenen Türen, aber nicht immer vor offenen Köpfen. Doch dadurch, dass die Türen offen sind, bekommt man eine Chance. Man hat die Möglichkeit zum Gespräch. Und im Gespräch merke ich, dass die meisten Menschen begeisterungsfähig sind, weil interkulturelles Zusammenleben ja längst Realität ist. Diese zu gestalten wird eine der spannendsten und größten Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte, dessen sind sich inzwischen fast alle bewusst. Vor 20 Jahren war es abstrakt zu sagen: Bald wird hier jeder Zweite Migrationshintergrund haben. Jetzt erleben die Menschen das. In den Klassenräumen ihrer Kinder und in den Städten. In Heidelberg ist es noch einmal besonders, weil wir nie die Einwanderungsstruktur einer Industriestadt hatten. In Heidelberg stellt die Lebenssituation von Menschen mit Migrationshintergrund einer Umfrage von Sinus Sociovision 2008 zufolge einen „Sonderfall“ in Deutschland dar. Heidelberg ist da eher vergleichbar mit Städten in Kanada. Es war immer sehr privilegiert, mit welcher Thematik Heidelberg konfrontiert war in Sachen Migration.

Welche Fragen stellt man sich in Heidelberg, wenn man das Thema Migration in den Raum stellt?
Der Blick geht über die Ethnien hinaus. Man stellt sich auch die Frage, wie man die verschiedenen Milieus verbindet, z. B. die Wissenschaftler mit der Stadtgesellschaft. Der Wunsch, die akademische Welt mit der nichtakademischen Welt zu verbinden, wurde mehrfach aus verschiedenen Richtungen geäußert. Dann gibt es in der akademischen Welt noch diejenigen, die für zwei bis drei Jahre als Studierende oder Gastwissenschaftler herkommen und schnell untereinander Fuß fassen, schneller als mit jenen, die hier leben. Es geht darum, Räume und Formate zu finden, sie alle miteinander zu vernetzen; auch die befristeten Einwanderer das Land und die Stadt als vollwertige Mitglieder erleben zu lassen und nicht eine Art Erasmus-Enklave zu fördern. Ein weiteres Ziel ist es verschiedene soziale Schichten zusammenzubringen, etwa durch dieses Zentrum. In den meisten anderen Städten hat man oft die Herausforderung, dass die soziale Frage und die Migrationsfrage zusammenfallen – hier eben nicht. Hier steht man vor der Herausforderung, die Menschen, die hier sozial schwächer dastehen, einzubinden in die Entstehung eines solchen Hauses und auch ihnen konzeptionell gerecht zu werden, auch wenn sie in dieser Stadt statistisch eine Minderheit unter den Migranten sind.

Ein Blick in die Zukunft: Derzeit hat das Interkulturelle Zentrum lediglich Räume angemietet. Wie sicher ist die Aussicht auf eigene Räumlichkeiten?
Die „kleine Lösung“ in einer der ältesten Tabakfabriken Deutschlands ist sehr charmant und es hat bereits eine große Strahlkraft, das Projekt von hier aus zu entwickeln und erste Vernetzungen herzustellen. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass der politische Wille da ist. Als weitere Besonderheit kommt hinzu: Heidelberg hat für die nächsten zehn Jahre unter dem Motto „Wissen schafft Stadt“ eine Internationale Bauausstellung (IBA) ins Leben gerufen. Es ist ein deutsches Format für Baukultur und Stadtentwicklung mit 100-jähriger Tradition. Die berühmte Weißenhofsiedlung in Stuttgart (1927), eines der Vorbilder der modernen Architektur, ist zum Beispiel in einem IBA-Prozess entstanden. Auch dies ist ein Format, in dem Aspekte des Interkulturellen Zentrums laborartig untersucht und weiterentwickelt werden können. Die ökonomische Stabilität vorausgesetzt – was in der EU gerade nicht selbstverständlich ist – stehen die Sterne so gut wie selten zuvor.

* Das IZ i. G. ist im kommunalen Integrationsplan ein besonderer Baustein. Weitere Infos findet man hier und hier.

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Halay https://www.media4us.de/wp/2013/02/12/halay/ https://www.media4us.de/wp/2013/02/12/halay/#comments Tue, 12 Feb 2013 10:48:04 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1241 Halay, der traditionelle Volkstanz aus Anatolien ist nicht nur bei Älteren beliebt. Auch unter jungen Leuten steht er hoch im Kurs. In sozialen Netzwerken finden sich zahlreiche Beispiele neuer, moderner Interpretationen. Ob er selbst auch tanzt, verrät unser Autor Ibrahim Kizilgöz zwar nicht, aber er hat das Phänomen für media4us mal genauer unter die Lupe genommen. ]]>

Ein traditioneller Volkstanz aus Anatolien ist lebendiger denn je

von Ibrahim Kizilgöz

Am 30. Oktober 1961 wurde das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei unterzeichnet. Das erste rechtlich verbindliche Schriftstück, in der die Anreise von Arbeitskräften aus der Türkei nach Deutschland mit einer maximalen Aufenthaltsdauer von zwei Jahren festgehalten wurde. Doch durch einige Gesetzesänderungen blieben viele Arbeitskräfte und gründeten Familien. Dabei haben sie einiges an kulturellen Traditionen aus ihren Herkunftsorten mitgebracht. Unter anderem den traditionellen Volkstanz aus Südostanatolien – „Halay“.


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Fragt man heute einen in Deutschland lebenden Jugendlichen mit türkischem oder kurdischem Migrationshintergrund, wann der nächste Halay stattfindet, kriegt man höchstwahrscheinlich einen konkreten und zeitnahen Termin genannt. Denn Halay wird überall und zu fast jeder Zeit getanzt: auf Hochzeiten, Geburtstagen, Demonstrationen und selbstorganisierten „Halay-Partys“. Die 21-jährige Ezgi A. packt sogar einen drauf: „Ich tanze Halay, wenn mir langweilig ist. Auch auf der Straße, einfach so.“

Vielleicht erklärt sich so, warum Jugendliche „komische“ Kreistänze auf dem Domplatz in Köln, in der Fußgängerzone in München oder an vielen Bahnhöfen tanzen. Einige Jugendliche treffen sich an Wochenenden und unternehmen einen Tripp in die nächste Großstadt, um in der Öffentlichkeit Halay zu tanzen und die kulturellen Schätze ihrer Vorfahren zu präsentieren.

Youtube und Facebook als Plattform

Dabei werden die Tänze mit dem Mobiltelefon aufgenommen, schnellstmöglich auf Youtube hochgeladen und auf Facebook veröffentlicht. Die Verlinkungsfunktion von Facebook sorgt dafür, dass die Videos schnell verbreitet werden. Es folgen Kommentare, unter anderem aus der Heimat, von Verwandten und Bekannten.

Dr. Peter Holzwarth und Prof. Dr. Horst Niesyto, Wissenschaftler im Bereich interkulturelle Medienbildung und -Pädagogik an den Universitäten Zürich und Ludwigsburg, erklären in einem Forschungsbericht zur Mediennutzung junger Migranten, Medienformen wie Facebook förderten die Identifikation mit und den muttersprachlichen Kontakt zur Herkunftskultur. Kulturelle Ausdrucksformen wie der Halay haben in ethnischen Communities die Funktion einer kollektiven, herkunftsbezogenen Selbstvergewisserung.*

Traditionell vs. Modern

Traditionell haben die Halay-Schritte einen kontextuellen Bezug, das heißt sie bilden die Situation der örtlichen Landwirtschaft oder die sozialen Bindungen ab. Mal geht es um die Fruchtbarkeit des Ackerfeldes, mal um die Arbeit auf dem Acker. Aber auch Probleme werden angedeutet. In Diyarbakir (in der Ost-Türkei) gibt es etwa Tanzschritte, die das Zertrampeln von Acker-Schädlingen imitieren. Andere symbolisieren die Beziehung zwischen Mann und Frau.

Die Frage ist, wie Jugendliche mit diesem Wissen umgehen. „Vielen Jugendlichen sind solche Hintergründe fremd. Es wird irgendetwas getanzt. Ein Mix aus Halay und Hip-Hop-Elementen oder, je nach momentaner Gefühlslage, irgendeine Bewegung, die gar keine Bedeutung hat“, meint die 19-jährige Alev O. Das Interesse vieler Jugendlichen mit türkischem/kurdischem Migrationshintergrund an Hip-Hop führt zu interessanten Versuchen, Halay mit modernen Elementen zu verbinden. So sind bereits professionelle Videoclips von Musikbands auf Youtube zu sehen, die genau diesen Ansatz verfolgen. Aber auch selbstgedrehte Amateuraufnahmen findet man im Netz, die von der Produktivität und Kreativität vieler Jugendlicher zeugen.


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So viel kulturelles Gut haben die sogenannten „Gastarbeiter“ also mitgebracht. Ein Halay-Hip-Hop-Tanz im Bundestag während einer undifferenzierten Debatte über die zum Scheitern verurteilte „Integration“ wäre wünschenswert und bestimmt sogar amüsant.

*Den Forschungsbericht zum Thema kann man hier abrufen.

 

 

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Label Noir – neue Perspektiven im Theater https://www.media4us.de/wp/2013/02/11/label-noir-neue-perspektiven-im-theater/ https://www.media4us.de/wp/2013/02/11/label-noir-neue-perspektiven-im-theater/#comments Mon, 11 Feb 2013 11:06:02 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1494 Die gängige Besetzungspolitik sieht für afrodeutsche Schauspielerinnen und Schauspieler meist die ewiggleichen Rollen vor: Sie verkörpern erotische Schönheiten, begnadete Tänzer, Kriminelle oder Servicepersonal. Klassische Figuren wie den jugendlichen Liebhaber, die tragische Heldin oder den weisen Narren findet man selten.]]>

von Esther Donkor

Die gängige Besetzungspolitik sieht für afrodeutsche Schauspielerinnen und Schauspieler meist die ewiggleichen Rollen vor: Sie verkörpern erotische Schönheiten, begnadete Tänzer, Kriminelle oder Servicepersonal. Klassische Figuren wie den jugendlichen Liebhaber, die tragische Heldin oder den weisen Narren findet man selten.

Label Noir will das ändern. Die Berliner Theatergruppe, die sich als Kreativplattform und Netzwerk für schwarze SchauspielerInnen versteht, erzählt in einer Mischung aus Texten, Spiel- und Filmsequenzen von persönlichen Erfahrungen aus afrodeutscher Perspektive. Das Afrodeutsch-Sein steht dabei nicht dauerhaft im Vordergrund. „Viel mehr sind es die Erfahrungen, die ich als Mensch, Frau, Tochter, Schwester, Nachbarin und Steuerzahlerin mache. Ich mag mich nicht ausschließlich über das Schwarz-Sein definieren, als schwarze Frau, schwarze Tochter und schwarze Steuerzahlerin.“, betont Ensemblemitglied Dela Dabulamanzi.

Auf Unverständnis oder gar Wut reagiert Lara-Sophia Milagro, künstlerische Leiterin von Label Noir, gelassen: „Perspektivwechsel sind für die Mehrheitsgesellschaft immer ein schmerzhafter Prozess der Selbsterkenntnis. Die Besonderheit bei unseren Stücken ist, zur Abwechslung mal nicht mit einer rein weißen Perspektive konfrontiert zu werden. Das trägt dazu bei, ein Verständnis von Identität, Heimat, nationaler und menschlicher Zughörigkeit zu entwickeln, das weitaus komplexer ist als die Kategorisierung nach Hautfarbe, Pass oder Herkunft der Eltern.“

Mehr Infos zu LabelNoir unter: www.labelnoir.net

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Immigrants become the New Media Makers https://www.media4us.de/wp/2013/01/25/immigrants-become-the-new-media-makers/ https://www.media4us.de/wp/2013/01/25/immigrants-become-the-new-media-makers/#comments Fri, 25 Jan 2013 10:58:50 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1208 Im Rahmen von media4us trafen sich Anfang Dezember 2012 im tschechischen Prag Medienmacher, Vertreter von Migrantenorganisationen und Journalisten aus Europa und den USA zum gegenseitigen Austausch. Diskutiert wurde die Rolle der Medien hinsichtlich der Partizipationsmöglichkeiten von Migranten. Ein Rückblick von Raj Jayadev von New American Media. ]]>

by Raj Jayadev, New America Media

PRAGUE, Czech Republic: Images flash on the big screen of a Vietnamese teen breakdancer shapeshifting his body while his voice narrates his life. I’ve seen these images, these movements, before back home in San Jose, Calif., but this is the first time I’ve heard a Vietnamese hip-hopper speaking Czech.

We are at the Prague Institute, where media producers and immigrant advocates from all over Europe are sharing how they are tapping into the personal story of new European communities to penetrate political, social and cultural divides.

We are here representing New America Media (NAM), which was invited to participate in the dialogue as an overseas contributor. NAM, too, is walking a similar path of creating media stages for the unheard in a changing, and contentious political climate for immigrants.

“Culture always beats borders” Chadi Bahouth (Neue Deutsche Medienmacher) holding a postcard made by a young African American in San Jose named Malcolm who did photos of the Ethiopian community © Raj Jayadev

Personal Stories of Immigration

The color, age and languages heard on the streets of Europe are being re-imagined by the infusion of new immigrant populations. In many ways the people gathered here in Prague will determine the future of the continent.

As Europe undergoes massive demographic changes, it stands at a fork-in-the-road moment. Either its nations will retreat into fractured, xenophobic fear of the other, or they will embrace the value added of a new diversity. Media, through their ability to communicate the personal stories of immigration, may determine which road is chosen.

The video we are watching is of a young man living in Prague, who is telling the story of his parents’ migration here. It was produced by a local Czech social service agency, which serves the large, though less integrated, Vietnamese community. The woman sitting next to me whispers to herself when she hears him speak–“Czech in Vietnamese skin,” she says. The mini-documentary, called “A Better Life,” tells the story of immigrants in the Czech Republic, profiling the lives of Vietnamese, Albanian and Russian immigrants.

The discussion after the film sparks a heated debate from the audience. They are not just spectators, but rather stakeholders invested in this practice of producing media to change societies. They are practitioners from the Czech Republic, the Netherlands, England and Germany, who have been examining and creating media as a vehicle for a larger purpose – inclusion of communities that otherwise have been invisible.

Just two weeks prior, these groups, under a collaborative effort called Media4us ran its largest effort to date – an eight-page insert of stories written by new migrants in eight different countries and languages through the print publication called the “Metro.” They reached 5 million readers.

A sister network of Media4us called Media4Me is the more localized version of the effort, concentrating on using media platforms within a city, or even neighborhood, to dissolve stereotypes and promote a more intimate understanding of each other.

Connecting Disconnected Communities

Through the Multikulturni Centrum Praha (Prague Multicultural Center), migrant communities are creating television shows for their municipal TV channel, and running summer schools for young migrants to become multimedia journalists – communicators of the new Europe.

It is new media as much as traditional media that is allowing this generation of multicultural journalists to serve the larger purpose of connecting otherwise disconnected communities.

In England, Media4Me created a YouTube project, online radio show and online photo gallery for residents to identify what aspects of their multicultural, multilingual, neighborhood they wanted changed. It was civic engagement without the town-hall meeting, expect perhaps a virtual one. Once larger news outlets picked up on the efforts, elected officials were forced to respond.

Outside of creating media, migrant journalists in Europe are challenging the language and visual depictions of immigrant communities used by politicians and mainstream media as a key battleground.

Anti-Immigrant Reaction

According to the German National Statistics Office, one out of every eight residents of Germany is foreign-born. That number, as in many European countries, is rising, along with the cache of anti-immigrant sentiment.

In Germany, right-wing political parties have gained ground by espousing anti-Muslim platforms. Neue Deutsche Medienmacher (New German Media Makers, or NDM) is an association of journalists of migrant ancestry, who are pushing media producers to respect the rights and nationality of Germans with migrant heritages.

Decision makers in editorial boardrooms and production suites are deciding on ways to identify and describe migrant communities. Those discussions speak to a more fundamental national question – who is German?

NDM, which says only two percent of all journalists there are of migrant ancestry, have challenged the major national papers. For instance, the group has questioned those mainstream media outlets when they call a German a “foreigner,” even though the person carries a German passport. NDM has also called out racist depiction of Muslims.

The conversation, and the role of media as a facilitator of either fear or inclusion, is a familiar one by immigrant advocates in the United States, who have had an active campaign to stop the major media from using the term “illegal” when referring to undocumented immigrants.

These journalists know — as migrant communities do all over the world – that media matters. Indeed, it may be the sole historical force that allows populations with less political capital to actually shape their futures within a larger new homeland.

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Deutsche mit und ohne Migrationshintergrund arbeiten zusammen https://www.media4us.de/wp/2013/01/23/deutsche-mit-und-ohne-migrationshintergrund-arbeiten-zusammen/ https://www.media4us.de/wp/2013/01/23/deutsche-mit-und-ohne-migrationshintergrund-arbeiten-zusammen/#comments Wed, 23 Jan 2013 08:57:03 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1180 In den Herbstferien 2012 hat eine engagierte Gruppe von Duisburger Schülerinnen und Schülern gemeinsam Fernsehen geschaut. Nicht aus Jux und Dollerei, sondern Im Rahmen des Workshops "Das soll ich sein?!", eine Veranstaltung von Grimme-Akademie und dem Dokumentarfilmfestival doxs!. Es ging um die Frage, wie Migration in aktuellen Kinder- und Jugendsendungen dargestellt wird. Houda Ben Said war dabei.]]>

Der Workshop „Das soll ich sein?!“ macht es möglich.

Ein Rückblick von Houda Ben Said, Schülerin der 10. Klasse

In zwei Gruppen arbeiteten Zehnt- und Siebtklässler arbeiteten am Workshop-Thema © Grimme-Akademie / doxs! Foto: Sven Neidig

In den Herbstferien fing das Abenteuer Workshop an.

Sieben deutsche Schülerinnen und Schüler, davon fünf mit Migrationshintergrund, haben sich in ihrer Freizeit drei Tage lang mit den Themen Migration und Migrationshintergrund in den Medien beschäftigt. In welcher Form sprechen Medien überhaupt von und über Migration und Integration? Wie können diese Themen in Wort und Bild gefasst werden? Eine Patentlösung gibt es dafür natürlich nicht.
Wir haben uns im Workshop „Das soll ich sein?!“ unzählige Formate und Umsetzungsmöglichkeiten angesehen, doch am Anfang stand die Kommunikation in der Gruppe. Denn ohne zwischenmenschlichen Kontakt und ohne Diskussion ist es schwierig, dieses Thema optimal zu vermitteln.
Verständnis muss aber jedem vermittelt werden, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund.

Während des Workshops haben wir uns nicht nur auf “klassische” Dokumentationen gestürzt, sondern sind auch auf Sendungen wie “Party, Bruder!” von VIVA eingegangen. Wir haben festgestellt, dass sich “klassische” Dokumentationen – vor allem in Programmen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten – meist nur mit einer Hauptperson und deren Geschichte befassen, während kommerzielle Formate nicht selten Klischees bedienen. Doch auch hier gibt es natürlich Ausnahmen und positive Beispiele.

© Grimme-Akademie / doxs! Foto: Sven Neidig

Für mich persönlich habe ich viel mitgenommen aus dem Workshop, etwa dass das Fernsehen das Bild einer Person verzerren kann. Menschen, denen wir im „echten“ Leben in ganz normalen Situationen wie Einkaufen oder in der Bank begegnen, machen im Fernsehen nicht selten einen völlig anderen, häufig schlechten Eindruck: durch unpassende Kameraeinstellungen, unnötige Einblendungen (z. B. Bauchbinden, mit denen ein Protagonist näher beschrieben wird) oder bestimmte sprachliche Aussagen, die in einen falschen Zusammenhang gestellt werden.
Das Fazit, das ich ziehen konnte, ist, dass ein Mensch im Fernsehen nie wirklich „echt“ ist. Das liegt an den Inszenierungen, die vorgenommen, oder auch an bestimmten Rollen, die den Protagonisten zugeschrieben werden. Wie diese Rolle aussieht, ist stets mit dem verbunden, was die Produzenten sich vorstellen. Oft kommt es weniger auf die „Wahrheit“ an, sondern auf die Wirkung. Textpassagen werden geändert, um „Authentizität“ herzustellen.

Wir sollten also lernen, dass eine Person im Fernsehen oft anders als im wirklichen Leben ist, denn der Unterschied ist häuftig wie schwarz und weiß. Natürlich ist nicht jede Darstellung einer Person im Fernsehen falsch. Doch häufig verstellen sich Menschen, erscheinen z. B. selbstbewusster als im wahren Leben. Manchmal tun sie das auch, um dem Fernsehformat gerecht zu werden. Dadurch entstehen aber leider Trugbilder.

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Die Begabten-AG in Duisburg https://www.media4us.de/wp/2013/01/22/die-begabten-ag-in-duisburg/ https://www.media4us.de/wp/2013/01/22/die-begabten-ag-in-duisburg/#comments Tue, 22 Jan 2013 12:19:16 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1167 In Duisburg hat die Sonderpädagogin Marion Jäger eine Begabten-AG gegründet. Hier können sich kleine Nachwuchsforscher austoben und erhalten die Betreuung, die ihnen sonst vielleicht versagt bliebt. Kinder mit Migrationshintergrund sind natürlich auch dabei. Nancy Mac Granaky-Quaye und Esther Donkor von eyeswideopen haben sich unter die klugen Köpfe gemischt.]]>

Ein “eyeswideopen”-Film von Nancy Mac Granaky-Quaye und Esther Donkor

Migrationshintergrund und Bildungsdefizite. Migrationshintergund und Integrationsprobleme. Migrantenkinder. Sorgenkinder. Diese Kombinationen hört man häufig. Zu häufig. Mit der “Forscher AG” an einer Grundschule in Duisburg tut die Sonderpädagogin Marion Jäger etwas dagegen.
Migrationshintergrund und Wissbegierde. Migrationshintergrund und Forscherdrang. Migrantenkinder. Begabte Kinder.

media

Was ist “eyeswideopen”?
eyeswideopen befasst sich mit alltäglichen Dingen, die mit den Themen Migration, Integration, Anderssein und Rassismus verknüpft sind. Mal offensichtlich und mal weniger offensichtlich – wir schauen mit offenen Augen genau hin.

Links: www.quaye.de  www.krauselocke.de 

 

 

 

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