Media4Us » Freizeit https://www.media4us.de/wp Ein weiterer WordPress-Blog Mon, 23 Feb 2015 14:22:24 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=4.2.2 Chinesische Freunde https://www.media4us.de/wp/2013/03/11/chinesische-freunde/ https://www.media4us.de/wp/2013/03/11/chinesische-freunde/#comments Mon, 11 Mar 2013 15:26:36 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1333 Täglich ein Anruf, eine SMS und am liebsten möchten sie ihn nach jedem Treffen bis nach Hause begleiten. Chinesische Freundschaften können für Europäer manchmal etwas anstrengen sein, doch man darf das nicht falsch verstehen. Ceyhun Yakup Özkardes über seine Erfahrungen mit seinem Freund JiYi. ]]>

von Ceyhun Yakup Özkardes

Täglich ein Anruf, eine SMS und am liebsten möchten sie mich nach jedem Treffen bis nach Hause begleiten. Chinesische Freundschaften können für uns Europäer manchmal etwas anhänglich sein, doch man darf das nicht falsch verstehen. Ceyhun Yakup Özkardes erzählt von seinen Erfahrungen mit JiYi – einem Taekwondo Coach in Xiamen.

Mein Handy vibriert und versetzt meinen Tisch in Bewegung, doch ich gehe nicht ran. Ich bin nicht stolz darauf, aber ich möchte das Gespräch jetzt nicht annehmen, weil klar ist, wer da am anderen Ende ist. Mein neuer chinesischer Freund aus dem Taekwondo Verein versucht mich anzurufen – bereits zum dritten Mal. JiYi, 20 Jahre jung, ist ein unglaubliches Talent im Taekwondo. An den Wochenenden arbeitet er in einem Taekwondo Club in Xiamen und unter der Woche geht er zur Schule. Er ist unheimlich zuvorkommend, aber manchmal können chinesische Freundschaften etwas anstrengend sein.

© privat / Ceyhun Yakup Özkardes

Ich habe oft das Gefühl JiYi würde für mich alles stehen und liegen lassen und wenn es nötig wäre, seine gesamte Freizeit für mich opfern. In China basiert Freundschaft auf Gegenseitigkeit, weshalb er also genau dasselbe auch von mir erwartet. Für Chinesen sind Ausländer, insbesondere Menschen aus dem Westen, Gäste der besonderen Art. Deutschland spielt da eine spezielle Rolle. Deutschland heißt übersetzt das „Land der Tugenden“ (德国) und ist sehr beliebt. Dabei rühmt man besonders die deutschen Automarken und deren gute Qualität. Auch wenn ich weder Ingenieur noch besonders interessiert an Autos bin, muss ich mich mit Chinesen oft über BMW oder Audi unterhalten. In dieser Hinsicht ist JiYi allerdings etwas anders. Ihm ist es wichtiger, dass wir zusammen Zeit verbringen – viel Zeit.

Der Begriff Freundschaft hat in China eine andere Bedeutung als in Deutschland. Wo die Deutschen als eher verschlossen gelten, schließen Chinesen bereits nach dem ersten Treffen beste Freundschaften. Dies beinhaltet sowohl gemeinsame Abendesse als auch, sich persönliche Geheimnisse anzuvertrauen. Freundschaft ist außerdem automatisch mit der Pflicht verbunden, seinen Freunden zu helfen. Dies fiel mir besonders auf meiner Reise nach Fuzhou auf.

Im Auftrag meiner Firma fuhr ich in die Provinzhauptstadt von Fujian – nach Fuzhou. Zu diesem Zeitpunkt war JiYi ebenfalls in Fuzhou und wollte mir vor Ort helfen. Um mich nicht ganz auf meinen eifrigen Freund verlassen zu müssen, suchte ich mir vorher die Wegbeschreibung heraus und rief ihn lediglich an, als ich in Fuzhou ankam. Er entschuldigte sich, dass er gerade keine Zeit hätte und ich dachte, die Sache wäre damit erledigt. Mein Ziel fand ich problemlos und ging meinen Aufgaben nach. Etwa 20 Minuten später rief JiYi jedoch wieder an, um mir eine detaillierte Wegbeschreibung zu geben. Er war sehr überrascht über meinen Alleingang und meine schnelle Ankunft. Bei einem späteren Treffen gestand er mir, dass er Angst um mich hatte und besorgt darüber war, dass ich verloren gehen könnte. Obwohl ich jeden Tag an der Uni Chinesisch lerne und inzwischen viele Situationen auch meistern kann, war er sehr verwundert über meine Selbstständigkeit in einem, seiner Meinung nach, für mich fremden Land.

In einer anderen Situation wurde mir die unterschiedliche Denkweise zwischen China und Deutschland ebenfalls deutlich vor Augen geführt. Bei einer Trainingseinheit in der Taekwondo Schule posierten die Trainerkollegen und ich für Gruppenfotos. Ich dachte mir dabei nichts und hielt es lediglich für ein paar Schnappschüsse. Doch beim nächsten Training fand ich in einer Ecke der Halle drei Kisten voll mit Werbeflyern für die Taekwondo Schule, auf dem genau dieses Gruppenfoto verwendet wurde. Dazu von allen Trainern noch ein kurzer Text, von mir natürlich auf Englisch. An sich eine gute Sache, doch ich hatte das Gefühl, übergangen worden zu sein. Ich wurde weder mit einbezogen noch um Erlaubnis gefragt. Da Westler so sehr von Chinesen bewundert werden, sind sie oft auch eine Art Vorzeigeobjekt. Genau so fühlte ich mich dann leider auch, so, als würde ich herumgereicht werden. Dieses Foto mit mir sollte eine Nachricht transportieren und zeigen: „Wir sind mit dem Westen verbunden.“

Bei diesem Vorfall kam noch etwas anderes zum Tragen: das Konzept des Guanxi Systems (关系). Das Beziehungsnetzwerk, in das jedes Mitglied der Gesellschaft eingebunden ist. Danach ist es völlig legitim, Beziehungen zu nutzen und auch von ihnen zu profitieren. Am ehesten ist dieses Prinzip vergleichbar mit den Seilschaften in Deutschland, in denen man sich gegenseitig hilft und auch unterstützt. In meinem Fall versuchten die Trainer, mit dem Werbeflyer Eindruck zu schinden, damit ich auch in Zukunft diese Schule besuchen würde.

Auch wenn ich mich daran erst gewöhnen musste, bin ich sehr dankbar für die tolle Hilfe und Unterstützung von JiYi und den anderen Trainern. Sie sind immer da, wenn es Probleme oder Schwierigkeiten gibt und widmen sich vollkommen dieser Aufgabe. Durch sie lerne ich weitere Chinesen kennen, „expandiere“ quasi mein Guanxi und habe mehr denn je Einblick in die chinesische Kultur. Nicht aus Büchern, sondern ganz praktisch im Alltag lerne ich vom chinesischen Gedankengebäude und teile auch meine persönlichen Werte.

© privat / Ceyhun Yakup Özkardes

Genau das nämlich ist das Ziel: Interkulturelle Konzepte betonen den Synergieeffekt interkultureller Freundschaften, also die Verschmelzung von verschiedenen Ressourcen aus zwei Kulturen zu einem neuen Gebilde. Dabei sollen beide Partner eine Neudefinition von wichtigen Elementen vornehmen, so dass eine neue Gesamtheit entstehen kann. Ein nicht ganz einfaches Ziel, aber ein erstrebenswertes, denn die Qualität unserer gemeinsamen Zeit nimmt so zu.

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Chinesische Küche https://www.media4us.de/wp/2013/03/04/chinesische-kuche/ https://www.media4us.de/wp/2013/03/04/chinesische-kuche/#comments Mon, 04 Mar 2013 12:42:17 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1293 Teigtäschchen mit Fleischfüllung, oder lieber etwas Vegetarisches mit Eiern und Schnittlauch? Bei „Jiaozi“ dürfen alle Varianten ausprobiert werden. Ceyhun Yakup Özkardes nimmt uns mit auf eine kulinarische Reise nach China. ]]>

Teigtäschchen mit Fleischfüllung, oder lieber vegetarisch mit Eiern und Schnittlauch untermalt? Bei „Jiaozi“ darf jedes Rezept ausprobiert werden. Eine kulinarische Reise zu den Esskulturen in China.

von Ceyhun Yakup Özkardes

Essen ist mehr als nur Ernährung, es ist eine Erfahrung und ein Ritual. Es ist das Hauptmerkmal von Festen, Zusammenkünften und den Traditionen einer Kultur. Nicht umsonst essen Chinesen beim Geburtstag lange Nudeln, die Sinnbild für ein langes Leben sind. Kultur geht eben auch durch den Magen und besonders in einem großen Land wie China gibt es sehr unterschiedliche Essgewohnheiten.

Jiaozi kochen ist ein Gruppenereignis, bei dem alle mithelfen.

Eines der ersten Gerichte, die ich kennengelernt habe, ist Jiaozi (饺子). Kleine gefüllte Teigtäschchen, die jede chinesische Familie je nach Regison anders zubereitet. Ein großes, spaßiges Erlebnis ist das Kochen von Jiaozi, denn es ist ein Gruppenereignis. Wer von einer chinesischen Familie zu Jiaozi eingeladen wird, der darf sich geehrt fühlen, denn es bedeutet sehr viel Arbeit. Wie am Fließband stehen alle nebeneinander und kneten den nötigen Teig, zerschneiden Schnittlauch, Knoblauch, das Fleisch und viele andere Zutaten. Gleichzeitig entstehen bereits kleine runde Teigstücke, diese wiederum werden weitergereicht und mit geschickten Handbewegungen gefüllt und schließlich auch geschlossen. Fertig ist das Jiaozi – zumindest in Rohfassung. Sie werden anschließend gebraten, gekocht oder gedämpft. Wichtig ist dabei nur, wie auch bei anderen Gerichten, dass die Zutaten frisch sind, damit der natürliche Geschmack des Essens bewahrt wird.

© Ceyhun Yakup Özkardes

Die Technik zum Schließen der Jiaozi ist bei jedem etwas anders

Gekocht wird Jiaozi traditionell zum Frühlingsfest 春节  (Chūnjié), jedes Jahr zwischen Ende Januar und Anfang Februar. In diesem Jahr fiel es auf den 10. Februar. Die Chinesen feiern Neujahr, wenn es bei uns in Europa schon längst keine “Chinaböller” mehr zu kaufen gibt. Der Grund dafür: Deutschland richtet sich nach dem Gregorianischen Kalender, während in China neben diesem auch noch der Mondkalender Gültigkeit besitzt. Bei traditionellen Festen orientieren sich viele Menschen nach wie vor am Mondkalender, wodurch sich die entsprechenden Termine um einige Tage verschieben können.

Je nachdem, in welcher Region man sich gerade befindet, stößt man im riesigen China auf unterschiedliche kulinarische Schwerpunkte. Die grobe Einteilung ist: Norden, Süden, Küstenland im Süden und Innland. Jiaozi kommt aus dem Norden, wo unter anderem auch die Peking Ente beliebt ist. Die Küstenregion dagegen ist eher für ihre Süß- und Salzwasserfische und ihre Krabben bekannt.

Die inländische Küche in den Provinzen Sichuan oder auch Hunan ist würziger und schärfer als an der Küste. Hühnchen und Soja werden für die Speisen sehr oft verwendet. Am meisten verbreitet ist jedoch der Kochstil des Südens, der sehr vielseitig ist. Das kommt durch die starke Zuwanderung in diese Regionen. Durch die schlechte Arbeitslage sind viele junge Menschen darauf angewiesen als Wanderarbeiter in anderen Provinzen auf Arbeitssuche zu gehen. Nach Guangdong zum Beispiel, das im Süden liegt,  kommen Arbeiter aus allen Teilen des Landes und so entsteht eine Vermischung der einzelnen Kochstile. Ein im Süden bekanntes Gericht ist Dim Sum. Das sind ebenfalls gefüllte Teigtaschen, die jedoch anders zubereitet werden.

© Ceyhun Yakup Özkardes

Die grobe Einteilung in verschiedene Regionen wird in Zeiten der Globalisierung immer durchlässiger, sodass sich unterschiedliche Stile und Kulturen in Zukunft immer mehr verbinden werden. Die gesamte Bandbreite an kulinarischen Speisen in China beschreiben zu wollen, ist nicht wirklich möglich. Das liegt an der schieren Größe des Landes. Zu versuchen, alle Gerichte in dem Land zu erfassen, wäre vergleichbar mit dem Ziel, alle Gerichte Europas aufzuzählen.

Zum Autor:

Ceyhun Yakup Özkardes (Yakup88.wordpress.com) hat sieben Monate im Rahmen eines Austauschprogramms in Xiamen studiert und gearbeitet. Er veröffentlichte für das China Tours Online Magazin (www.ChinaTours.de) Artikel und berichtete aus der „saubersten Stadt Chinas“ – Xiamen.

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„Und jetzt mit Schwung!“: Fahrradkurse für Migrantinnen https://www.media4us.de/wp/2012/07/19/und-jetzt-mit-schwung-fahrradkurse-fur-migrantinnen/ https://www.media4us.de/wp/2012/07/19/und-jetzt-mit-schwung-fahrradkurse-fur-migrantinnen/#comments Thu, 19 Jul 2012 14:18:56 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=577 Eine große Gruppe Erwachsener kann nicht Fahrrad fahren: Migrantinnen, in deren Heimatländern sich das für Frauen nicht schickt oder wo es einfach keine Räder oder geeignete Wege gab. Seit ein paar Jahren kommen Fahrradkurse für Migrantinnen auch in Deutschland auf, u. a. in Bochum, wo sich Matilda Jordanova-Duda unter die Kursteilnehmer begeben hat.]]>

von Matilda Jordanova-Duda

Anfahren, ein paar Meter geradeaus schaffen, eine kleine Kurve, bremsen, absteigen: Radfahren ist in Deutschland so selbstverständlich wie Lesen oder Schreiben zu können. Kleine Kinder lernen es, noch bevor sie laufen können. Aber eine große Gruppe Erwachsener kann es nicht: Migrantinnen, in deren Heimatländern das Radfahren sich für Frauen nicht schickt oder wo es einfach keine Räder oder geeignete Wege gab. Fahrradkurse für Migrantinnen gab es zuerst in den Niederlanden und Dänemark. Seit ein paar Jahren kommen sie auch in Deutschland auf.

   

gesendet auf: Deutsche Welle, Herbst 2011 
Fotos: © Matilda Jordanova-Duda

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