Media4Us » Integration https://www.media4us.de/wp Ein weiterer WordPress-Blog Mon, 23 Feb 2015 14:22:24 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=4.2.2 Chinesische Freunde https://www.media4us.de/wp/2013/03/11/chinesische-freunde/ https://www.media4us.de/wp/2013/03/11/chinesische-freunde/#comments Mon, 11 Mar 2013 15:26:36 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1333 Täglich ein Anruf, eine SMS und am liebsten möchten sie ihn nach jedem Treffen bis nach Hause begleiten. Chinesische Freundschaften können für Europäer manchmal etwas anstrengen sein, doch man darf das nicht falsch verstehen. Ceyhun Yakup Özkardes über seine Erfahrungen mit seinem Freund JiYi. ]]>

von Ceyhun Yakup Özkardes

Täglich ein Anruf, eine SMS und am liebsten möchten sie mich nach jedem Treffen bis nach Hause begleiten. Chinesische Freundschaften können für uns Europäer manchmal etwas anhänglich sein, doch man darf das nicht falsch verstehen. Ceyhun Yakup Özkardes erzählt von seinen Erfahrungen mit JiYi – einem Taekwondo Coach in Xiamen.

Mein Handy vibriert und versetzt meinen Tisch in Bewegung, doch ich gehe nicht ran. Ich bin nicht stolz darauf, aber ich möchte das Gespräch jetzt nicht annehmen, weil klar ist, wer da am anderen Ende ist. Mein neuer chinesischer Freund aus dem Taekwondo Verein versucht mich anzurufen – bereits zum dritten Mal. JiYi, 20 Jahre jung, ist ein unglaubliches Talent im Taekwondo. An den Wochenenden arbeitet er in einem Taekwondo Club in Xiamen und unter der Woche geht er zur Schule. Er ist unheimlich zuvorkommend, aber manchmal können chinesische Freundschaften etwas anstrengend sein.

© privat / Ceyhun Yakup Özkardes

Ich habe oft das Gefühl JiYi würde für mich alles stehen und liegen lassen und wenn es nötig wäre, seine gesamte Freizeit für mich opfern. In China basiert Freundschaft auf Gegenseitigkeit, weshalb er also genau dasselbe auch von mir erwartet. Für Chinesen sind Ausländer, insbesondere Menschen aus dem Westen, Gäste der besonderen Art. Deutschland spielt da eine spezielle Rolle. Deutschland heißt übersetzt das „Land der Tugenden“ (德国) und ist sehr beliebt. Dabei rühmt man besonders die deutschen Automarken und deren gute Qualität. Auch wenn ich weder Ingenieur noch besonders interessiert an Autos bin, muss ich mich mit Chinesen oft über BMW oder Audi unterhalten. In dieser Hinsicht ist JiYi allerdings etwas anders. Ihm ist es wichtiger, dass wir zusammen Zeit verbringen – viel Zeit.

Der Begriff Freundschaft hat in China eine andere Bedeutung als in Deutschland. Wo die Deutschen als eher verschlossen gelten, schließen Chinesen bereits nach dem ersten Treffen beste Freundschaften. Dies beinhaltet sowohl gemeinsame Abendesse als auch, sich persönliche Geheimnisse anzuvertrauen. Freundschaft ist außerdem automatisch mit der Pflicht verbunden, seinen Freunden zu helfen. Dies fiel mir besonders auf meiner Reise nach Fuzhou auf.

Im Auftrag meiner Firma fuhr ich in die Provinzhauptstadt von Fujian – nach Fuzhou. Zu diesem Zeitpunkt war JiYi ebenfalls in Fuzhou und wollte mir vor Ort helfen. Um mich nicht ganz auf meinen eifrigen Freund verlassen zu müssen, suchte ich mir vorher die Wegbeschreibung heraus und rief ihn lediglich an, als ich in Fuzhou ankam. Er entschuldigte sich, dass er gerade keine Zeit hätte und ich dachte, die Sache wäre damit erledigt. Mein Ziel fand ich problemlos und ging meinen Aufgaben nach. Etwa 20 Minuten später rief JiYi jedoch wieder an, um mir eine detaillierte Wegbeschreibung zu geben. Er war sehr überrascht über meinen Alleingang und meine schnelle Ankunft. Bei einem späteren Treffen gestand er mir, dass er Angst um mich hatte und besorgt darüber war, dass ich verloren gehen könnte. Obwohl ich jeden Tag an der Uni Chinesisch lerne und inzwischen viele Situationen auch meistern kann, war er sehr verwundert über meine Selbstständigkeit in einem, seiner Meinung nach, für mich fremden Land.

In einer anderen Situation wurde mir die unterschiedliche Denkweise zwischen China und Deutschland ebenfalls deutlich vor Augen geführt. Bei einer Trainingseinheit in der Taekwondo Schule posierten die Trainerkollegen und ich für Gruppenfotos. Ich dachte mir dabei nichts und hielt es lediglich für ein paar Schnappschüsse. Doch beim nächsten Training fand ich in einer Ecke der Halle drei Kisten voll mit Werbeflyern für die Taekwondo Schule, auf dem genau dieses Gruppenfoto verwendet wurde. Dazu von allen Trainern noch ein kurzer Text, von mir natürlich auf Englisch. An sich eine gute Sache, doch ich hatte das Gefühl, übergangen worden zu sein. Ich wurde weder mit einbezogen noch um Erlaubnis gefragt. Da Westler so sehr von Chinesen bewundert werden, sind sie oft auch eine Art Vorzeigeobjekt. Genau so fühlte ich mich dann leider auch, so, als würde ich herumgereicht werden. Dieses Foto mit mir sollte eine Nachricht transportieren und zeigen: „Wir sind mit dem Westen verbunden.“

Bei diesem Vorfall kam noch etwas anderes zum Tragen: das Konzept des Guanxi Systems (关系). Das Beziehungsnetzwerk, in das jedes Mitglied der Gesellschaft eingebunden ist. Danach ist es völlig legitim, Beziehungen zu nutzen und auch von ihnen zu profitieren. Am ehesten ist dieses Prinzip vergleichbar mit den Seilschaften in Deutschland, in denen man sich gegenseitig hilft und auch unterstützt. In meinem Fall versuchten die Trainer, mit dem Werbeflyer Eindruck zu schinden, damit ich auch in Zukunft diese Schule besuchen würde.

Auch wenn ich mich daran erst gewöhnen musste, bin ich sehr dankbar für die tolle Hilfe und Unterstützung von JiYi und den anderen Trainern. Sie sind immer da, wenn es Probleme oder Schwierigkeiten gibt und widmen sich vollkommen dieser Aufgabe. Durch sie lerne ich weitere Chinesen kennen, „expandiere“ quasi mein Guanxi und habe mehr denn je Einblick in die chinesische Kultur. Nicht aus Büchern, sondern ganz praktisch im Alltag lerne ich vom chinesischen Gedankengebäude und teile auch meine persönlichen Werte.

© privat / Ceyhun Yakup Özkardes

Genau das nämlich ist das Ziel: Interkulturelle Konzepte betonen den Synergieeffekt interkultureller Freundschaften, also die Verschmelzung von verschiedenen Ressourcen aus zwei Kulturen zu einem neuen Gebilde. Dabei sollen beide Partner eine Neudefinition von wichtigen Elementen vornehmen, so dass eine neue Gesamtheit entstehen kann. Ein nicht ganz einfaches Ziel, aber ein erstrebenswertes, denn die Qualität unserer gemeinsamen Zeit nimmt so zu.

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Ausländischer Hochschulabschluss? Zutritt verboten! https://www.media4us.de/wp/2013/02/25/arbeit-mit-auslandischem-hochschulabschluss-zutritt-verboten/ https://www.media4us.de/wp/2013/02/25/arbeit-mit-auslandischem-hochschulabschluss-zutritt-verboten/#comments Mon, 25 Feb 2013 14:38:31 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1262 Ausländische Hochschulabschlüsse finden in Deutschland wenig Anerkennung. Während die Bundesagentur für Arbeit von einem Rekordtief der Arbeitslosenzahlen berichtet, betrifft diese gute Nachricht deutsche Spätaussiedler aus dem Ostblock kaum. Immer noch haben junge Leute riesige Schwierigkeiten einen Job zu finden, selbst wenn sie hochqualifiziert sind. Ein Beitrag von Elena Pupejko]]>

von Elena Pupejko *

Ein „gekauftes Diplom aus Russland“ – den Vorwurf hat Nelli S. schon öfters gehört. Sechsjähriges Studium der Zahnmedizin in Perm, drei Jahre Berufserfahrung als Kinder-Zahnärztin in der Klinik in Perm – das alles zählt nur wenig, wenn eine 29-jährige Spätaussiedlerin ihr Glück auf dem deutschen Arbeitsmarkt sucht. Über 100 Bewerbungen im Jahr, um lediglich einen Praktikumsplatz zu finden. „Nicht viele Arbeitgeber möchten eine Praktikantin aus Russland nehmen. Sie denken, dass wir uns Diplome gekauft haben”, sagt Nelli S. empört.

© media4us / foto: Markus Vogel – Beitrag aus dem Fotowettbewerb “Zeig’s uns!“

Nellis Geschichte ist keine Seltenheit. Qualifizierte Spezialisten aus dem Ausland und ein Mangel an Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt – sollten sie nicht wie Puzzlestücke schön aneinander passen? Anscheinend nicht. Denn die ausländischen Hochschulabschlüsse finden in Deutschland wenig Anerkennung. Während die Bundesagentur für Arbeit von einem Rekordtief der Arbeitslosenzahlen berichtet, betrifft diese gute Nachricht deutsche Spätaussiedler aus dem Ostblock kaum. Immer noch haben junge Leute riesige Schwierigkeiten einen Job zu finden, selbst wenn sie hochqualifiziert sind. „Verkehrte Welt!” ruft das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung aus. Laut seiner Studie seien Akademiker mit Hochschulabschluss unter Spätaussiedlern sogar häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als die ohne Berufsausbildung. „Schuld daran dürften u.a. die Probleme beim Transfer ihrer ausländischen Abschlüsse sein”, erklären die Forscher.

Dmitry G. kommt ursprünglich aus russischem Tscheljabinsk. Der 29-Jährige  überlegt, ob er noch mal ins Studium der Betriebswirtschaftslehre an Ludwig-Maximilians-Universität München einsteigt, weil er sich dadurch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhofft. Die Entscheidung fällt aber nicht ohne Qual. Schon ein fünfjähriges Studium des Transport- und Logistikmanagements hinter sich, dazu noch einige Jahre Berufserfahrung als Leiter einer kleinen Firma in der Logistikbranche in seiner Heimatstadt. So begeistert ist er nicht davon, noch mal in die Welt der Vorlesungen, ECTS-Punkten, Abgabetermine für Hausarbeiten und Prüfungen einzusteigen. Darüber hinaus muss er schon für seine Familie sorgen, statt in der Bibliothek zu pauken. Die Lehrer aus dem Ausland haben es besonders schwer, weil von ihrem Studium nur zwei – drei, im besten Fall vier, Semester angerechnet werden.

Die Kinder gehen morgens in die Schule, ihr Papa marschiert zur Uni. In der Ukraine war er Direktor eines christlichen Instituts. „Mir wurde am Anfang erklärt, welche Aussichten ich mit meinem Lehramtsstudium habe”, sagt Vladimir Devakov. Mit 35 hat er wieder ein Lehramtstudium in Englisch und evangelischer Theologie aufgenommen, diesmal in Osnabrück. Mit 40 kann es wieder mit der Arbeit anfangen und an einer deutschen Schule in Bremen unterrichten.

Das neue „Anerkennungsgesetz”, das seit April 2012 in Kraft getreten ist, soll die Anerkennung der im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen erleichtern. Es soll die Lücke an qualifizierten Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt ausfüllen und zu besserer beruflicher Integration beitragen. Ob die Maßnahme tatsächlich etwas bewegen wird, bezweifelt Sandra Koch, die seit sieben Jahren Spätaussiedler und Ausländer in Anerkennungs- und Berufsfragen bei der Otto Benecke Stiftung in Nürnberg berät.

Selbst wenn die Hochschulausbildung eine offizielle Anerkennung genießt, hilft es jungen Leuten nur wenig. „Die Arbeitgeber sind generell skeptisch, egal ob der Abschluss anerkannt wird oder nicht”, meint Sandra Koch. Sie könnten ausländische Abschlüsse nicht richtig einschätzen, sogar auch dann nicht, wenn sie formal den deutschen gleichgestellt werden, und wissen nicht, was man an Kenntnissen wirklich mitbringt.

Nellis Chef wusste es auch nicht. Er hat ihr sechs Monate Probezeit angeboten. „Ich habe gezeigt, was ich wirklich kann. Nach einem Monat hat mein Chef mir gesagt, dass ich geeignet bin und hat mich fest angestellt”. Ihre Arbeitskollegen hätten gesehen, dass auch diejenigen, die in Russland studiert haben, professionelle Arbeit leisten können.

Reibungslos sei es aber davor nicht gelaufen. Viele kurze Arbeitsproben, kaum eine Rückmeldung, nicht mal mit einer Absage. Das habe weh getan. „Einmal habe ich einen siebentägigen Praktikumsplatz bekommen. Die anderen Kollegen haben mich von Anfang an nicht akzeptiert, nach zwei Tagen wurde ich entlassen, mit dem Vorschlag, dass ich lieber als Verkäuferin arbeiten solle.”

Manchmal hören Spätaussiedler im Jobcenter diesen Ratschlag: „Sie sollen sich nicht so hoch bewerben.” Ein Ingenieur, Lehrer oder Arzt könne doch auch putzen und in der Küche arbeiten. Hauptsache man verdiene so schnell wie möglich den eigenen Lebensunterhalt. Solche Empfehlungen tragen kaum dazu bei, junge Akademiker zu motivieren.

Nelli S. lässt sich nicht entmutigen. Noch vier Jahre muss sie als Zahnärztin für das Gehalt einer Zahnarzthelferin in einer Praxis in Baden-Württemberg arbeiten. Danach darf sie aber eine Defizitprüfung machen und kann die Approbation erhalten.

*Erstveröffentlichung in: Nürnberger Zeitung

 

 

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Berlin: wie eine griechische Insel? https://www.media4us.de/wp/2013/02/25/berlin-wie-eine-griechische-insel/ https://www.media4us.de/wp/2013/02/25/berlin-wie-eine-griechische-insel/#comments Mon, 25 Feb 2013 08:55:45 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1275 Immer mehr junge Südeuropäer zieht es in die deutsche Hauptstadt. Arbeit, Studium und das Leben in einer der spannendsten Städte Europas, das sind die häufig genannten Gründe für einen Umzug nach Berlin. Aber was genau hoffen die jungen Leute aus Spanien, Griechenland, Portugal und Italien hier zu finden? Tiago Mansilha hat mit vier von ihnen gesprochen.]]>

Südeuropa erlebt zur Zeit wirtschaftliche Turbulenzen, von denen ein Ende nicht abzusehen ist. Ein Großteil der jungen Menschen ist arbeitslos, für viele von ihnen stellt Berlin eine Alternative dar. Aber Arbeit ist nicht der einzige Grund für ein Leben in der deutschen Hauptstadt. Hier sind die Geschichten von Alonso, Daniele, Sara und Persefoni.

Griechenland: 58%
Spanien: 56%
Portugal: 38%
Italien: 37%

Das sind die Eurostat-Zahlen für Jugendarbeitslosigkeit (junge Menschen unter 25 Jahren) in den Ländern Südeuropas im Dezember 2012. Im Gegensatz dazu kommt Deutschland nur auf rund 8 %, es ist das einzige Land der Europäischen Union, in dem die Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich zu 2008 sank.

In der Hauptstadt Berlin ist das Ambiente multikulturell, immer mehr Südeuropäer kommen hierher. 2011 stiegt laut der Süddeutschen Zeitung die Zahl der Spanier und Spanierinnen in Berlin um rund 50 % im Vergleich zum Vorjahr, die Anzahl der Griechen verdoppelte sich knapp. Arbeit, Studium und das Leben in einer der spannendsten Städte Europas, das sind die häufig genannten Gründe für einen Umzug nach Berlin. In Wirklichkeit ist die Arbeitssituation der Stadt nicht ganz so rosig im Vergleich zum Rest Deutschlands. Im Januar 2013 waren 12,2 % der Jugendlichen arbeitslos. Diese Zahl bleibt zwar deutlich unter den Arbeitslosenzahlen Südeuropas, ist in Deutschland jedoch die höchste.

Was hoffen die jungen Leute aus Spanien, Griechenland, Portugal und Italien in Berlin zu finden? Arbeit – das ist eine der Antworten, logisch. Aber es ist nicht der einzige Grund, und oft auch nicht der wichtigste.

Im Uhrzeigersinn: Daniele, Persefoni, Sara und Alonso © Tiago Mansilha

Wenn Berlin ein Zufall ist
Alonso Acosta, 28 Jahre, Spanier

“Mit 19 habe ich angefangen zu arbeiten. In Spanien war ich als Kühltechniker tätig. Ich reparierte Klimaanlagen in Einkaufszentren und Fabriken. Der Grund warum ich hier bin? Ich bin Vater geworden. Ich habe meine Partnerin, eine Deutsche, in Madrid kennengelernt. Sie wollte unsere Tochter in Deutschland bekommen, denn die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich bereits und Unterstützung für Mütter wurde so gut wie nicht mehr angeboten. Hier in Deutschland dagegen kann sie mit Hilfe des Staates unsere Tochter großziehen und weiter studieren.

In Madrid war ich in einem sehr guten Unternehmen angestellt. Ich war fast 7 Jahre lang in der Firma, ich hatte ein Auto und rechtliche Ansprüche. Eigentlich dachte ich, dass mich nichts aus Madrid weglocken könnte. Aber im Leben kommt es oft anders. Berlin war ein Zufall, ich habe es mir nicht ausgesucht. Wenn meine Partnerin Chinesin gewesen wäre, wäre ich jetzt in China. Ich werde hier bleiben, bis meine Tochter älter ist. Berlin ist eine sehr liberale Stadt und durch die Wirtschaftskrise hätte ich Angst, nach Madrid zurückzukehren, denn mein Job dort ist schon lange weg. Mein Vater ist in der Krise arbeitslos geworden, meine Mutter arbeitet momentan noch in einem Krankenhaus, aber auch sie hat Angst, ihre Arbeit zu verlieren. Diese Gefahr besteht für alle öffentlichen Angestellten, die nach 2004 eingestellt wurden.”

Berlin – Ort der Freiheit
Daniele Simocini, 25 Jahre, Italiener

“Ich habe in Italien einen Universitätsabschluss in Fremdsprachen gemacht und in drei verschiedenen Unternehmen gearbeitet. In der letzten Firma ist das Arbeitsvolumen durch die Krise stark zurückgegangen. Man hat mir so schlechte Bedingungen angeboten, dass ich mich entschloss, zu kündigen und eine Reise durch Europa zu machen. Ich kam auch nach Berlin, wo es mir so sehr gefiel, dass ich beschloss zu bleiben. Jetzt lerne ich Deutsch und arbeite in einem Restaurant. In Berlin gibt es zwar nicht viele Arbeitsoptionen, aber die Lebenshaltungskosten sind nicht sehr hoch. Ich arbeite an fünf Tagen die Woche fünf Stunden und kann meine Ausgaben decken.

In Deutschland funktioniert der Sozialstaat, in Italien nicht mehr. Die jungen Menschen haben keine Arbeit und leben bei ihren Eltern. Auch die Einstellung der Menschen ist ein Problem. Ich habe in einem kleinen Dorf gewohnt und im Vergleich dazu ist Berlin perfekt. Klar, die Tatsache, dass ich schwul bin, hat mein Leben beeinflusst. In Italien kann man nicht offen sagen “Ich bin homosexuell”. Das kann sogar gefährlich sein, besonders in Süditalien, wo viele noch konservativer sind. Ich persönlich bin schon offen mit meiner Sexualität umgegangen, aber hier in Berlin fühle ich mich viel wohler. Vor allem wegen der besseren Rahmenbedingungen: Mein Arzt etwa ist auf  Fragen im Zusammenhang mit Homosexualität und den Problemen homosexueller Paare spezialisiert. In Berlin fühle ich mich wohl.”

Berlin ist Alleinsein
Sara Cardoso, 25 Jahre, Portugiesin

“Wenn kein Schnee liegt, fahre ich immer Fahrrad. Kurz nach meiner Ankunft in der Stadt war ich nach einem Kneipenabend mit Freunden auf dem Weg nach Hause, es war ungefähr zwei Uhr morgens. Zu der Zeit war ich wie ein Schwamm, ich habe alle Eindrücke aufgesogen. Mein Weg führte direkt durchs Zentrum, vorbei am Fernsehturm, am Alten Museum und an der Humboldt-Box. Ich fand das so wunderbar, dass ich vom Fahrrad stieg und mich auf den Rasen legte. Es war zwei Uhr morgens und ich war alleine. Ich habe in den Himmel geblickt, ich habe alles um mich herum angeschaut und bin eingeschlafen. Ich habe mich sicher gefühlt, es war Nacht und ich machte, was ich wollte. Ich und mein Fahrrad. Berlin ist Alleinsein. Und manchmal ist Alleinsein eine wunderbare Sache.

Bevor ich hierher kam, habe ich meinen Schulabschluss gemacht und angefangen, in Portugal Design zu studieren. Nach drei Jahren stellte ich fest, dass das Studium nicht das war, was ich wollte, und fing an zu arbeiten, um mich selbst zu finanzieren. Zu der Zeit begann ich mit den Vorbereitungen, Lissabon zu verlassen, denn ich war an dem Unterricht, den ich in Portugal erhalten konnte, nicht interessiert. Alles, was ich in der Uni entwerfen sollte, war sehr konventionell. Wenn es eine Kopie von bereits Existierendem war, um so besser. Ich merkte, wie ich stagnierte. Wenn meine Fakultät bessere wirtschaftliche Bedingungen gehabte hätte, hätten wir vielleicht auch Parabolantennen oder Autos entwerfen können, wie es deutsche oder holländische Studenten tun. Für mich kamen mehrere europäische Städte in Betracht und ich entschied mich für Berlin, weil es billiger als London oder Amsterdam ist und weil es gute Studienbedingungen bietet. Hier kann jeder studieren. In Portugal muss ich 1.000 Euro im Jahr zahlen, ohne jegliche Unterstützung, hier zahle ich weniger und habe ein Semesterticket und bin krankenversichert.

Es ist nicht leicht, einen typischen Immigranten in Berlin zu finden. Die Leute kommen hierher, weil sie studieren oder Kunstprojekte verwirklichen möchten. Ich bin in Lissabon geboren und aufgewachsen. Ich kenne jeden Winkel, die Stadt ist klein und anstrengend. Berlin hat mir neue Möglichkeiten geboten.”

Berlin – ein Ort für alle
Persefoni Myrtsou, 26 Jahre, Griechin

“Es gibt den greifbaren Teil der Krise: die steigende Arbeitslosigkeit, die sinkenden Gehälter. Dann gibt es noch den psychologischen Aspekt, wie die Krise sich auf die Menschen auswirkt. Viele junge Menschen leiden an Depressionen, sie werden zu tatenlosen Zuschauern ihres Lebens und erheben ihre Stimmen nicht mehr. Die psychologischen Einschränkungen ist eines der größten Probleme der Krise.

Ich habe Griechenland mit 18 Jahren verlassen, um in Schottland zu studieren, vor vier Jahren kam ich nach Berlin. Heute kann ich sagen, dass Berlin mir schon das gegeben hat, was ich wollte: ich wollte ohne Studiengebühren Kunst studieren und weiter im akademischen Rahmen arbeiten. Ich war als Bildhauerin tätig, ich habe bei der Gestaltung eines ottomanischen Restaurants geholfen und nach und nach besser Deutsch gelernt, bis ich an der UdK für ein Masterstudium angenommen wurde.

Die Welt der Kunst ist in Berlin gleichzeitig klein und groß, das hängt von den Zielen des Einzelnen ab. Es gibt Künstler, die mit Galerien zusammenarbeiten möchten, und es gibt viele Galerien in der Stadt. Man muss jedoch geschickt sein, die besten Kontakte knüpfen, die richtigen Leute überzeugen und sehr gute Pressearbeit machen. Aber man findet auch viele unabhängige Gruppen, die in alternativen Räumen arbeiten, die offen sind für neue Ideen, neue Namen, neue Gesichter und neue Projekte. Es gibt viele Leute und es passiert viel. In Berlin gibt es für jeden Künstler einen Ort.
Eines der größten Probleme ist jedoch die Flüchtigkeit. Die Menschen kommen und gehen. Viele Arbeitsverträge sind auch nur befristet. Das macht die Stadt einerseits sehr “deutsch”, denn die Schlüsselstellen sind immer von Deutschen besetzt. Andererseits macht es sie zu einer griechischen Insel, auf die im Sommer die Gäste kommen, sie betrinken sich, stellen alles mögliche an, verlieren die Kontrolle und hauen dann wieder ab.”

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Interkultur in Heidelberg https://www.media4us.de/wp/2013/02/14/interkultur-in-heidelberg/ https://www.media4us.de/wp/2013/02/14/interkultur-in-heidelberg/#comments Thu, 14 Feb 2013 14:38:03 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1253 "Die Sterne stehen so gut wie selten zuvor." Die Leiterin des Heidelberger Interkulturellen Zentrums i. G. blickt optimistisch in die Zukunft. Über die zukünftigen Herausforderungen für ihre Einrichtung und die vielfältigen geselleschaftlichen Implikationen hat sie mit Betina Hurtic gesprochen. Dabei ging es auch um die Strahlkraft solcher Zentren.]]>

von Betina Hurtic

„Die Stadt Heidelberg hat sich für die Gründung eines Interkulturellen Zentrums entschieden. In der Gründungsphase wird gemeinsam mit vielfältigen Akteuren und Institutionen das Interkulturelle Zentrum aufgebaut. Um den Prozess so offen wie möglich zu gestalten, nennt sich das Interkulturelle Zentrum im ersten Jahr ‚Interkulturelles Zentrum in Gründung‘.“ (Website des IZ i. G.*)

Im Interview mit Betina Hurtic erklärt die Leiterin des IZ i. G., Jagoda Marinic, was das Interkulturelle Zentrum genau macht und vor welchen Herausforderungen es steht.

Jagoda Marinic, Leiterin des Interkulturellen Zentrum i. G. Foto: Cris Beltran © Stadt Heidelberg

Seit 20 Jahren gibt es in Heidelberg Bestrebungen, ein interkulturelles Zentrum zu gründen. Ist das Interkulturelle Zentrum in Gründung eine Einrichtung, wie man es sich vor 20 Jahren gewünscht hat?
Das Interkulturelle Zentrum ist eine Idee, die fast schon Tradition hat in Heidelberg und befindet sich heute endlich in der Phase der Realisierung. Es wird naturgemäß so gegründet, dass es in die heutige Zeit passt, wir arbeiten ja aus dem Gestern heraus für das Heute und Morgen. In den 1980er Jahren, als man Interkulturelle Zentren errichtete, waren das eher klassische Vereinshäuser, in denen die Leute ihre Herkunftskultur gepflegt haben. Wenn man heute solche Häuser konzipiert, geht es mehr um den Austausch und die Begegnung der Kulturen. Ich glaube, es wird in diesem Haus mehr Austausch und Dialog stattfinden, als man vielleicht vor 20 Jahren hätte ahnen können.

Welche Aufgaben und Funktionen übernimmt das Interkulturelle Zentrum i. G. konkret?
Im Moment ist die Hauptaufgabe des Interkulturellen Zentrums i. G. die Gründung des Zentrums an sich. Die sogenannte „kleine Lösung“ befindet sich in einer der ältesten Tabakfabriken Deutschlands und ist die Ideenfabrik für das Konzept, die möglichen Trägermodelle und auch die Überlegungen zu einer möglichen Realisierung im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA). Die kleine Lösung sollte vor allem den Grundbedürfnissen der Vereine Rechnung tragen. Sie brauchen fachliche Beratung und Räume, die sie nutzen können. Viele Migrantenselbstorganisationen wünschen sich aber auch Projekthilfe. Sie wollen z. B. Veranstaltungen für sich und ihre Mitglieder organisieren, aber auch für die ganze Stadtgesellschaft. Sie fragen sich, wie sie die anderen Heidelberger dazu bekommen, ihre Veranstaltungen zu besuchen und wünschen sich an solchen Stellen Rat.

Eine Umfrage des Eine-Welt-Zentrums von 2010 in Heidelberg ergab, dass es nur wenige Kooperationen zwischen Migrantenselbstorganisationen und städtischen Institutionen gibt. Schafft das Interkulturelle Zentrum i. G. auch einen stärkeren Austausch zwischen diesen Ebenen?
Zurzeit machen wir eher punktuell Veranstaltungen. Eine Veranstaltung, bei der wir die Vereine z. B. über Fördermöglichkeiten aufklären, ist für alle anziehend und schafft so den Austausch zwischen den Vereinen. Vor kurzem haben wir den Interkulturellen Kalender präsentiert und verschiedene Kulturakteure und Vereine eingeladen. Plötzlich mischen sich Leute, die sich so vorher nicht begegnet sind. Daneben treten wir als städtische Institution gezielt an andere Institutionen und Einrichtungen heran. Mit dem Theater haben wir eine Kooperation – ich habe also selbst versucht, die Brücke zu den Einrichtungen zu bauen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten.

Warum ist es für das Interkulturelle Zentrum I. G. einfacher, solche Verbindungen herzustellen als für die Vereine selbst?
Für die Vereine ist es teilweise nicht einfach zu durchblicken, welcher Struktur sie da gegenüberstehen, wenn sie z. B. an das Theater herantreten. Das interkulturelle Zentrum kann hier eine Mittlerposition einnehmen: Man kann den Vereinen erklären, was möglich ist und was nicht. Die große Bühne etwa für einen Abend kostenfrei zu bekommen, ist nicht im Rahmen des Möglichen. Es sind natürlich auch schon Vereine ganz ohne ein solches Zentrum an Einrichtungen und Institutionen herangetreten, aber jetzt passiert es eben strukturierter. Indem man eine Institution gründet und professionelles Personal einsetzt, kann man auch ausgeklügelte Arbeit leisten, beispielsweise ein Konzept entwickeln, das aussagt, wie Interkultur in einer Stadt sichtbar wird. Man kann strategischer vorgehen und somit auch zur Öffnung der Institutionen beitragen.

Interkulturelle Öffnung von Institutionen ist in der kommunalen Integrationspolitik ein aktuelles Thema. Welchen Beitrag leistet das Interkulturelle Zentrum i. G. hierbei in der Praxis?
Wenn ich in meiner Funktion als Leiterin des Interkulturellen Zentrums bei städtischen oder regionalen Planungstreffen die Einrichtung repräsentiere, bringe ich allein dadurch den Faktor ‚Interkultur’ in den Raum. Das fordert auch die Anderen am Tisch dazu auf, das Thema zu bedenken und sich konkrete Beteiligungsformen zu überlegen. Man selbst symbolisiert etwas: Man ist eine Einrichtung, die für ein gesellschaftliches Bedürfnis steht. Das ist nochmal etwas anderes, als wenn ein einzelner Verein agiert. Die Besonderheit in diesem Fall ist auch, dass das Interkulturelle Zentrum i. G. von städtischer Hand getragen wird. Damit ist unmittelbar eine Öffnung der Institutionen verbunden. Ich erlebe in der täglichen Arbeit, wie groß die Strahlkraft ist, die davon ausgeht: Es ist nicht eine kleine Gruppe, die das will, sondern die Stadt.

Gab es für euch Vorbilder anhand anderer Interkultureller Zentren?
Wir sehen uns natürlich um, national und international, doch wir wollen es eigentlich anders machen. Uns ist es wichtig, die Chance zu nutzen, in einer Zeit und Gesellschaft zu leben, in der Migration einen gänzlich anderen Stellenwert hat als früher. Es ist nicht mehr so, dass es eine Mehrheitsgesellschaft gibt, die mit Minderheiten umzugehen hat und ihnen Räume bieten muss. Es entwickelt sich allmählich ein Bewusstsein dafür, dass hier eine Gesellschaft entsteht, in der die Mehrheitsgesellschaft divers sein wird. Das ist ein ganz anderer Ausgangspunkt als früher. Wir haben auch nicht die Last der Anfänge, vor 20 Jahren war interkulturelle Arbeit eher am Rand verortet. Fast überall, wo man angeklopft hat, wurde man erst einmal weggeschickt. Jetzt gibt es von der Regierung aus die Vorgabe, dass sich die Institutionen öffnen müssen.

Steht man heute vor offenen Türen?
Man steht vor offenen Türen, aber nicht immer vor offenen Köpfen. Doch dadurch, dass die Türen offen sind, bekommt man eine Chance. Man hat die Möglichkeit zum Gespräch. Und im Gespräch merke ich, dass die meisten Menschen begeisterungsfähig sind, weil interkulturelles Zusammenleben ja längst Realität ist. Diese zu gestalten wird eine der spannendsten und größten Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte, dessen sind sich inzwischen fast alle bewusst. Vor 20 Jahren war es abstrakt zu sagen: Bald wird hier jeder Zweite Migrationshintergrund haben. Jetzt erleben die Menschen das. In den Klassenräumen ihrer Kinder und in den Städten. In Heidelberg ist es noch einmal besonders, weil wir nie die Einwanderungsstruktur einer Industriestadt hatten. In Heidelberg stellt die Lebenssituation von Menschen mit Migrationshintergrund einer Umfrage von Sinus Sociovision 2008 zufolge einen „Sonderfall“ in Deutschland dar. Heidelberg ist da eher vergleichbar mit Städten in Kanada. Es war immer sehr privilegiert, mit welcher Thematik Heidelberg konfrontiert war in Sachen Migration.

Welche Fragen stellt man sich in Heidelberg, wenn man das Thema Migration in den Raum stellt?
Der Blick geht über die Ethnien hinaus. Man stellt sich auch die Frage, wie man die verschiedenen Milieus verbindet, z. B. die Wissenschaftler mit der Stadtgesellschaft. Der Wunsch, die akademische Welt mit der nichtakademischen Welt zu verbinden, wurde mehrfach aus verschiedenen Richtungen geäußert. Dann gibt es in der akademischen Welt noch diejenigen, die für zwei bis drei Jahre als Studierende oder Gastwissenschaftler herkommen und schnell untereinander Fuß fassen, schneller als mit jenen, die hier leben. Es geht darum, Räume und Formate zu finden, sie alle miteinander zu vernetzen; auch die befristeten Einwanderer das Land und die Stadt als vollwertige Mitglieder erleben zu lassen und nicht eine Art Erasmus-Enklave zu fördern. Ein weiteres Ziel ist es verschiedene soziale Schichten zusammenzubringen, etwa durch dieses Zentrum. In den meisten anderen Städten hat man oft die Herausforderung, dass die soziale Frage und die Migrationsfrage zusammenfallen – hier eben nicht. Hier steht man vor der Herausforderung, die Menschen, die hier sozial schwächer dastehen, einzubinden in die Entstehung eines solchen Hauses und auch ihnen konzeptionell gerecht zu werden, auch wenn sie in dieser Stadt statistisch eine Minderheit unter den Migranten sind.

Ein Blick in die Zukunft: Derzeit hat das Interkulturelle Zentrum lediglich Räume angemietet. Wie sicher ist die Aussicht auf eigene Räumlichkeiten?
Die „kleine Lösung“ in einer der ältesten Tabakfabriken Deutschlands ist sehr charmant und es hat bereits eine große Strahlkraft, das Projekt von hier aus zu entwickeln und erste Vernetzungen herzustellen. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass der politische Wille da ist. Als weitere Besonderheit kommt hinzu: Heidelberg hat für die nächsten zehn Jahre unter dem Motto „Wissen schafft Stadt“ eine Internationale Bauausstellung (IBA) ins Leben gerufen. Es ist ein deutsches Format für Baukultur und Stadtentwicklung mit 100-jähriger Tradition. Die berühmte Weißenhofsiedlung in Stuttgart (1927), eines der Vorbilder der modernen Architektur, ist zum Beispiel in einem IBA-Prozess entstanden. Auch dies ist ein Format, in dem Aspekte des Interkulturellen Zentrums laborartig untersucht und weiterentwickelt werden können. Die ökonomische Stabilität vorausgesetzt – was in der EU gerade nicht selbstverständlich ist – stehen die Sterne so gut wie selten zuvor.

* Das IZ i. G. ist im kommunalen Integrationsplan ein besonderer Baustein. Weitere Infos findet man hier und hier.

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https://www.media4us.de/wp/2013/02/14/interkultur-in-heidelberg/feed/ 0
Immigrants become the New Media Makers https://www.media4us.de/wp/2013/01/25/immigrants-become-the-new-media-makers/ https://www.media4us.de/wp/2013/01/25/immigrants-become-the-new-media-makers/#comments Fri, 25 Jan 2013 10:58:50 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1208 Im Rahmen von media4us trafen sich Anfang Dezember 2012 im tschechischen Prag Medienmacher, Vertreter von Migrantenorganisationen und Journalisten aus Europa und den USA zum gegenseitigen Austausch. Diskutiert wurde die Rolle der Medien hinsichtlich der Partizipationsmöglichkeiten von Migranten. Ein Rückblick von Raj Jayadev von New American Media. ]]>

by Raj Jayadev, New America Media

PRAGUE, Czech Republic: Images flash on the big screen of a Vietnamese teen breakdancer shapeshifting his body while his voice narrates his life. I’ve seen these images, these movements, before back home in San Jose, Calif., but this is the first time I’ve heard a Vietnamese hip-hopper speaking Czech.

We are at the Prague Institute, where media producers and immigrant advocates from all over Europe are sharing how they are tapping into the personal story of new European communities to penetrate political, social and cultural divides.

We are here representing New America Media (NAM), which was invited to participate in the dialogue as an overseas contributor. NAM, too, is walking a similar path of creating media stages for the unheard in a changing, and contentious political climate for immigrants.

“Culture always beats borders” Chadi Bahouth (Neue Deutsche Medienmacher) holding a postcard made by a young African American in San Jose named Malcolm who did photos of the Ethiopian community © Raj Jayadev

Personal Stories of Immigration

The color, age and languages heard on the streets of Europe are being re-imagined by the infusion of new immigrant populations. In many ways the people gathered here in Prague will determine the future of the continent.

As Europe undergoes massive demographic changes, it stands at a fork-in-the-road moment. Either its nations will retreat into fractured, xenophobic fear of the other, or they will embrace the value added of a new diversity. Media, through their ability to communicate the personal stories of immigration, may determine which road is chosen.

The video we are watching is of a young man living in Prague, who is telling the story of his parents’ migration here. It was produced by a local Czech social service agency, which serves the large, though less integrated, Vietnamese community. The woman sitting next to me whispers to herself when she hears him speak–“Czech in Vietnamese skin,” she says. The mini-documentary, called “A Better Life,” tells the story of immigrants in the Czech Republic, profiling the lives of Vietnamese, Albanian and Russian immigrants.

The discussion after the film sparks a heated debate from the audience. They are not just spectators, but rather stakeholders invested in this practice of producing media to change societies. They are practitioners from the Czech Republic, the Netherlands, England and Germany, who have been examining and creating media as a vehicle for a larger purpose – inclusion of communities that otherwise have been invisible.

Just two weeks prior, these groups, under a collaborative effort called Media4us ran its largest effort to date – an eight-page insert of stories written by new migrants in eight different countries and languages through the print publication called the “Metro.” They reached 5 million readers.

A sister network of Media4us called Media4Me is the more localized version of the effort, concentrating on using media platforms within a city, or even neighborhood, to dissolve stereotypes and promote a more intimate understanding of each other.

Connecting Disconnected Communities

Through the Multikulturni Centrum Praha (Prague Multicultural Center), migrant communities are creating television shows for their municipal TV channel, and running summer schools for young migrants to become multimedia journalists – communicators of the new Europe.

It is new media as much as traditional media that is allowing this generation of multicultural journalists to serve the larger purpose of connecting otherwise disconnected communities.

In England, Media4Me created a YouTube project, online radio show and online photo gallery for residents to identify what aspects of their multicultural, multilingual, neighborhood they wanted changed. It was civic engagement without the town-hall meeting, expect perhaps a virtual one. Once larger news outlets picked up on the efforts, elected officials were forced to respond.

Outside of creating media, migrant journalists in Europe are challenging the language and visual depictions of immigrant communities used by politicians and mainstream media as a key battleground.

Anti-Immigrant Reaction

According to the German National Statistics Office, one out of every eight residents of Germany is foreign-born. That number, as in many European countries, is rising, along with the cache of anti-immigrant sentiment.

In Germany, right-wing political parties have gained ground by espousing anti-Muslim platforms. Neue Deutsche Medienmacher (New German Media Makers, or NDM) is an association of journalists of migrant ancestry, who are pushing media producers to respect the rights and nationality of Germans with migrant heritages.

Decision makers in editorial boardrooms and production suites are deciding on ways to identify and describe migrant communities. Those discussions speak to a more fundamental national question – who is German?

NDM, which says only two percent of all journalists there are of migrant ancestry, have challenged the major national papers. For instance, the group has questioned those mainstream media outlets when they call a German a “foreigner,” even though the person carries a German passport. NDM has also called out racist depiction of Muslims.

The conversation, and the role of media as a facilitator of either fear or inclusion, is a familiar one by immigrant advocates in the United States, who have had an active campaign to stop the major media from using the term “illegal” when referring to undocumented immigrants.

These journalists know — as migrant communities do all over the world – that media matters. Indeed, it may be the sole historical force that allows populations with less political capital to actually shape their futures within a larger new homeland.

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https://www.media4us.de/wp/2013/01/25/immigrants-become-the-new-media-makers/feed/ 0
Immer diese Vorurteile https://www.media4us.de/wp/2013/01/17/immer-diese-vorurteile/ https://www.media4us.de/wp/2013/01/17/immer-diese-vorurteile/#comments Thu, 17 Jan 2013 12:24:27 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1149 Mit gegenseitigem Verständnis, Mut und dem Willen, kulturelle Vielfalt als Chance zu begreifen, wäre schon viel getan. Das wäre eine echte Kampfansage an Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Schülerin Houda Ben Said macht sich Sorgen, dass die Realität leider oft ganz anders aussieht. ]]>

Ein Kommentar von Houda Ben Said, Schülerin der 10. Klasse

Faul, unmotiviert und können noch nicht einmal die Sprache!

Sieht in der Regel nicht so das Bild des ewigen Ausländers aus? Obwohl das Gegenteil oft genug bewiesen wird, sind die Assoziationen stets dieselben: “Sie wollen nicht und sie können auch nicht(s).” Manche Menschen reden immer noch in Zeitlupe mit ihnen, weil sie automatisch davon ausgehen, dass „Ausländer“ die Sprache nicht können.

© media4us / foto: Helen Groumas – Beitrag aus dem Fotowettbewerb “Zeig’s uns!“

Wir seine aber KEINE Ausländer, wir sind Deutsche mit einem Migrationshintergrund, aber diese Bezeichnung ist anscheinend zu vornehm für uns.

Wenn Deutsche auswandern, wollen sie ein neuen Start wagen. Wenn Ausländer einwandern, sind sie auf einmal “Kanacken” und wollen lediglich von den staatlichen Leistungen profitieren. Wenn “Ausländer” etwas erreichen möchten und sich durchsetzen können, heißt es auf einmal, wir nehmen den Deutschen ihre Arbeitsplätze weg. Die Sinnlosigkeit und das Widersprüchliche solcher Aussagen nehmen die meisten gar nicht wahr. Das Einzige, was bleibt, ist ein Meer an Vorurteilen.

Vorurteile, die wir beseitigen könnten, wenn wir nur ein bisschen Geduld miteinander hätten und versuchen würden, uns in die Lage anderer hineinzuversetzen. Wir könnten so viel erreichen. Die Integration könnte so weit fortschreiten, dass man nur noch den Menschen sieht und nicht mehr das Land, aus dem er oder sie kommt. Toleranz als Waffe gegen die Grenzen, die Rassisten ziehen. Leider sitzen wir am Ende meistens aber doch nur da und hören uns die vielfältigen Vorwürfe und “Argumente” an. Wir sehen zu, wie sich der Konflikt verschärft und die Fronten sich verhärten.

Jeder sollte versuchen, sich auf den anderen einzulassen. aber stattdessen beharren viele auf ihrem Standpunkt und isolieren sich. “Die Vorurteile werden schon ihre Richtigkeit haben”, denkt man und übersieht dabei, wie viel man von anderen lernen könnte.

Kulturelle Konflikte gab es schon immer. Die kulturelle Vielfalt aber als gesellschaftliche Chance zu erkennen, das wäre die eigentliche Aufgabe. Mit ein wenig Offenheit und Überwindung könnten wir neue Kulturen kennenlernen und davon profitieren.

Nun ja, wir könnten…

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Heimat(los)? https://www.media4us.de/wp/2013/01/14/heimatlos/ https://www.media4us.de/wp/2013/01/14/heimatlos/#comments Mon, 14 Jan 2013 08:43:18 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1092 In einem Land, in dem der sogenannte Hintergrund eines Menschen so stark im Vordergrund steht, möchte Dilan Yilmaz gar nicht erst zu den Einheimischen gehören. Die Frage „Wo gehöre ich hin“? hatte für die media4us-Autorin stets einen leicht dramatischen Beigeschmack. Das Gefühl des Fremdseins im eigenen Land hat sie lange begleitet. Ein Kommentar.]]>

Ein Kommentar von Dilan Yilmaz

Für Sinaan El Haq

Ich habe angefangen Germanistik zu studieren, weil ich mir dachte, wenn du schon in diesem Land lebst, dann wirst du die Sprache besser beherrschen als die Einheimischen. „Unglaublich“ denke ich mir heute, „wie fremd musst du dich hier gefühlt haben“.

Wie viele Migrantenkinder bin ich hier auf die Welt gekommen und habe von Anfang an ein Leben geführt, in dem die Frage „Wo gehöre ich hin“? stets einen leicht dramatischen Beigeschmack hatte. Eine Frage, die meine Persönlichkeit geprägt hat. Dabei kann ich nicht einmal behaupten, dass ich aufgrund meiner Herkunft, oder um es präziser zu benennen, aufgrund meines „Migrationshintergrundes“, persönlich angegriffen wurde. Ich weiß nur nicht recht, ob ich mich deswegen zu den Glücklichen zählen soll, denn viele meiner Freunde können dies nicht von sich behaupten. Diejenigen, deren äußeres Erscheinungsbild nicht sofort auf einen „exotischen Hintergrund“ schließen lässt, haben sie Glück im Unglück?

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die nicht viel von Religion hielt. Also scheine ich wieder einmal Glück im Unglück gehabt zu haben. Denn seht her: Ich durfte Schweinefleisch essen, wenn ich wollte, und ein Kopftuch musste ich auch nicht tragen, so gut ist die Integration meiner Familie geglückt. Und wie viele Migrantenkinder türkischer Herkunft können von sich behaupten, noch nie einen Fuß in die Moschee gesetzt zu haben? Ich kann es. In meiner Familie hat man sich stattdessen an die Formen der Tradition geklammert, die schon meinen Vorfahren eine gesicherte Struktur im Leben bot. Es ist z. B. Tradition bei uns, dass die Eltern entscheiden, wie man sich in der Gesellschaft zu verhalten hat. Stellt man zu viele Fragen, gilt man als „zu neugierig“, lacht man lauter als alle anderen, signalisiert das Unbedachtsamkeit. Man könnte denken, „mit der Tochter stimmt was nicht, die lacht ja ziemlich seltsam, die ist doch nicht normal“. Das würde natürlich ein schlechtes Licht auf die Familie werfen und wer will seiner Familie das schon antun? Also passt man sich an.
Die starken Konservierungsstoffe, mit denen man die wegweisenden Bräuche erhalten hat, können bei nachfolgenden Generationen aber zu allergischen Reaktionen führen. Konservierungsstoffe, die Lebensmitteln zu lang anhaltender Frische verhelfen sollen, bergen die Gefahr, sich krebserregend auszuwirken.

So ungefähr verhält es sich bei denen, die zwischen zwei Kulturen aufwachsen. Wer eine Erziehung genießt, die sich nach jahrhundertealten Traditionen richtet, hat stets mit Sinnverlusten zu kämpfen. Die Konventionen, die unser Leben mit Sinn erfüllen sollen, erweisen sich als leere Formeln, als tradierte Überzeugungen, die in der Regel nicht hinterfragt werden dürfen. Doch was passiert, wenn man wissen will, wer die Regeln vorgibt, nach der sich so viele Menschen richten und auf deren Grundlage sie ihre Kinder erziehen. Demjenigen, der nachhakt, warum es diese Regeln gibt, gilt mein herzliches Beileid.

Letztlich tragen Kinder hier den Ängsten ihrer Eltern Rechnung: Einerseits sollen sie die zukünftigen Wächter der Tradition sein, auf der anderen Seite wollen sie selbstbestimmt, frei und selbstsicher leben und zwar in dem Land, in dem sie von anderen als „Deutsche mit Migrationshintergrund“ bezeichnet werden. Manchmal sind sie Deutschtürken, manchmal deutsche Mitbürger türkischer Herkunft und neuerdings werden sie auch Neu-Deutsche genannt. Es gibt also jede Menge Bezeichnungen, die unsere Identität retten können, dem Herrgott sei Dank!

Wir sind so vieles, anscheinend nur nicht Deutsche, schlicht und ergreifend „Deutsche“. Bezeichnungen können sehr hilfreich sein, um Menschen zu klassifizieren und genauso fühlt es sich an, wenn man als Deutsche mit Migrationshintergrund bezeichnet wird, wenn einem ein Hintergrund zugeschrieben wird. Als Betroffener denkt man sich hin und wieder: „Ich bin doch gar nicht emigriert. Der einzige Weg, den ich nach der Geburt auf mich genommen habe, war die Fahrt vom Krankenhaus nach Hause.” Man tituliert hier also Menschen, deren Eltern oder Vorfahren aus einem fremden Land aus- und hier eingewandert sind. Doch inwieweit sich jemand, der hier in diesem Land das Tageslicht erblickt hat, überhaupt mit dem Land seiner Vorfahren identifiziert, ist sekundär. Merkt man nicht, dass diese Menschen unter denselben Umständen arbeiten, studieren, Steuern zahlen, die Zukunft dieses Landes formen. Wann akzeptiert man, dass Hasan und Günther, die bei Mercedes am Fließband arbeiten, mehr gemein haben, als Günther und Manfred, der sich als Finanzexperte alle paar Monate eine Auszeit mit seiner Familie in den schönsten Ländern der Welt gönnt? Und dass sich Hasan genauso sehr auf sein Feierabendbierchen freuen kann wie Günther?

Seit einigen Jahren wird hitzig über Integration debattiert. Es heißt immer wieder, Einwanderer verweigerten die Integration. Aber wer kann die Bedeutung von Integration genau definieren. Wie lauten die Parameter, an denen wir Integration messen wollen?

Dies ist kein Kommentar über misslungene Integration, das ist zumindest nicht die Intention meines Beitrags. Doch dass etwas mächtig schiefgelaufen zu sein scheint in Punkto Integration, steht außer Frage. Allerdings möchte ich abschließend folgendes kundtun: In einem Land, in dem der sogenannte  Hintergrund eines Menschen so stark im Vordergrund steht, möchte ich nicht zu den Einheimischen gehören.

„My heartbeat paves a way

I don’t really need to get away

I can be happy and stay

Cuz I belong home”

(Sinaan El Haq Hadjeri)

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Immigrants: Approach, Hardships and Remedies https://www.media4us.de/wp/2013/01/09/immigrants-approach-hardships-and-remedies/ https://www.media4us.de/wp/2013/01/09/immigrants-approach-hardships-and-remedies/#comments Wed, 09 Jan 2013 13:35:31 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1075 Habib Ur Rehman hat sich mit den Anforderungen und Problemen beschäftigt, die Migranten bei ihrem Start in einem neuen Land begegnen können. Viele Risiken sind mit dem Verlassen der alten und dem Ankommen in der neuen Heimat verbunden. Dass die Gesellschaft von hohem Wettbewerbsdruck geprägt ist, macht die Sache nicht einfacher. Ein Kommentar in englischer Sprache.]]>

by Habib Ur Rehman

It is very difficult to leave one’s home, family and friends just for the sake of a better future, but it has been done in all ages and the process is still going on. On the other hand, getting settled into a strange culture and society is a big deal but those who take risks often succeed.

In most cases the first and basic hurdle faced by an immigrant in a new country is the language barrier. Even if a person holds a degree in his or her native country communicating in a foreign language still forms a huge handicap. He or she has to struggle to communicate in every-day situations like shopping, travelling, consulting a doctor, visiting an office etc.

During the past year I have met many immigrants who are, unfortunately, unable to speak the local language well despite of the fact that some have been living here for more than 10 to 15 years. This shows that learning the local language never had a high priority for them. However, a basic language course in my opinion is absolutely essential for immigrants. Interaction with local people, reading books, newspapers, magazines and watching local television channels may also help to improve the language.

Another thing or complaint that is often heard from immigrants is the lack of job opportunities. This complaint may hold weight but it should also be noted that in today’s highly competitive society a high school or even college degree is no guarantee for getting a good job. One should have to be skilled enough to meet the requirements and merit. I have observed that persons with an immigrant background tend to set simple goals which can easily be achieved. For example, their priority is to get a job as soon as possible. Immigrants seem to have little access to the higher and more competitive fields of science and technology, for example. It is an open secret that immigrants from many countries have been living in Germany for decades and all of them are being provided the same educational facilities. But unfortunately, after going through the list of Nobel Prize winners from Germany, I am unable to find a single name suggesting immigrant background from non-European countries who received this prestigious prize for decades.

In these competitive times those who lack access to certain fields may suffer in the end.

Artikelbild: © media4us / foto: Sabine Hoffmann – Beitrag aus dem Fotowettbewerb “Zeig’s uns!“

 

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“Immigration is good for the economy” https://www.media4us.de/wp/2012/11/27/immigration-ist-good-for-the-economy/ https://www.media4us.de/wp/2012/11/27/immigration-ist-good-for-the-economy/#comments Tue, 27 Nov 2012 12:39:58 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1013 Am 24. Oktober war eine media4us-Delegation zu Gast bei Cecilia Malmström, Kommissarin für das Ressort „Inneres“ innerhalb der Europäischen Kommission. Saouli Quddus and Sükran Bulut haben mit ihr über die Integrations- und Asylpolitik der EU gesprochen und auch vor kritischen Nachfragen nicht zurückgeschreckt. Erste Auszüge des Interviews in englischer Sprache. ]]>

an Interview with Cecilia Malmström, European Commissioner for Home Affairs
by Saouli Quddus (M4Us/Média Animation) and Sükran Bulut (M4Us/Kif Kif)

What would you say to the following statement: ‘Foreigners are taking our jobs’?

This notion is often quoted but has no truth in it. As soon as there’s a shortage of jobs, foreigners are the first to suffer. There are many immigrants from third world countries who are unemployed or overqualified for the jobs they have, such as bus and taxi drivers. We need to identify their skills and find them work in the sector they are qualified in. It’s important to give foreigners the chance to fully partake in community life.

What factors hold people from third world countries back from participating in community life?

In order to be an active citizen, it’s necessary to have certain rights – the right to vote, the right to work. On the other hand, language also represents a barrier. It’s impossible to integrate into a society without speaking the language.

Can Europe use the existing diverse population to improve communication with other countries, maybe even to prevent war?

I think it is important to use the diversity that is present in our society to create economic relationships with other countries. For example, it could be beneficial when companies are expanding into new markets to give them an understanding of the culture of the new country. In a way, immigrants are sort of ambassadors for their country, both in their home country and abroad. They play a key role in enabling intercultural dialogue.

Dies sind erste Auszüge des Interviews. Der gesamte Text ist bald auf dieser Seite zu lesen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Hier geblieben!? https://www.media4us.de/wp/2012/11/23/hier-geblieben/ https://www.media4us.de/wp/2012/11/23/hier-geblieben/#comments Fri, 23 Nov 2012 08:31:14 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1033 Wie lange erträgt man es, unter menschenunwürdigen Bedingungen zu leben, ohne Privatsphäre, abgestellt in Auffanglagern und ohne das Recht, sich frei zu bewegen? Mit einer einzigartigen Aktion hat eine Gruppe von Asylbewerbern auf ihre Situation aufmerksam gemacht. Josephine Landertinger Forero hat sich mit ihnen unterhalten. ]]>

Verletzung des Menschenrechts der Bewegungsfreiheit in Deutschland

von Josephine Landertinger Forero

600 Kilometer in 29 Tagen hat eine Gruppe von Asylbewerbern zurückgelegt, die von Würzburg nach Berlin gelaufen ist. Gestartet waren 15 Menschen, am Ende sind es fast viermal so viele gewesen. Das Brisante: eigentlich dürfen sich Asylbewerber in Deutschland nur in dem Landkreis bewegen, in dem sie ihren Asylantrag gestellt haben. Diese Verletzung des Menschenrechts auf Bewegungsfreiheit ist in Europa einmalig und heißt auf Beamtendeutsch “Residenzpflicht”. Mit einem bewussten Bruch dieses Gesetzes macht die Gruppe nun in Berlin auf sich aufmerksam. Sie forderte von der Bundesregierung, genau diese Residenzpflicht aufzuheben. Zudem setzt sich die Gruppe für die Abschaffung von Flüchtlingslagern, die Beschleunigung des Asylverfahrens und ein Ende der Abschiebungen ein.

Turgay Ulu steht vor dem Infopoint-Zelt am Oranienplatz. Unmittelbar vor den Schlafzelten der Flüchtlinge können sich hier Passanten über die Motive des Camps informieren. Der Infopoint ist von freiwilligen Helferinnen und Helfern so gut wie ständig besetzt. Foto / © Josephine Landertinger Forero

„Mit diesem Marsch haben wir ein Tabu gebrochen und das Thema Asyl wieder in die Öffentlichkeit gebracht. Wir haben allen Mut gemacht, zu kämpfen“, sagt Turgay Ulu, ein türkischer Journalist und Schriftsteller, der in seiner Heimat 15 Jahre lang wegen seiner politischen Schriften im Gefängnis saß. Als ihm nach seiner durch Amnesty International unterstützten Freilassung erneut der Prozess gemacht werden sollte, floh er nach Griechenland. Von dort aus gelangte er nach Deutschland. Seit fast anderthalb Jahren wartet er nun auf eine Entscheidung der Ausländerbehörde. Hat er nun ein Anrecht auf Asyl oder nicht?

In Deutschland kann das viele Jahre dauern. Und bis die Entscheidung fällt, werden die Flüchtlinge in Lagern untergebracht, sie dürfen ihr Landkreis nicht verlassen und bekommen Lebensmittelgutscheine. Sie dürfen weder arbeiten, noch einen Sprachkurs besuchen. In den von der Außenwelt meist abgeschotteten Heimen leben Flüchtlinge aus vielen verschiedenen Ländern in Zwangsgemeinschaften auf engstem Raum.

„Wir sind geflüchtet, weil wir dort, wo wir herkommen, nicht das Recht auf Leben hatten. Nun müssen wir auch in den Ländern Europas, in die wir geflüchtet sind, gegen diejenigen ankämpfen, die uns das Recht auf Leben verweigern”, sagt der türkische Schriftsteller Ulu.

Auf dem Camp am Berliner Oranienplatz und am Brandenburger Tor sind die Flüchtlinge mitten in der Stadt. Hier nehmen sie sich das Recht, zu tun, was ihnen sonst verwehrt wird: am kulturellen und sozialen Leben teilnehmen. Das Ballhaus Naunynstraße, ein Theater, stellt den Flüchtlingen kostenlose Tickets zur Verfügung. Dutzende von Helferinnen und Helfern kommen jeden Tag zum Camp und viele der Anwohner stellen ihr Badezimmer für eine warme Dusche zur Verfügung. „Wir versuchen, unsere menschlichen Seiten lebendig zu halten, die durch Isolation und Vereinsamung vernichtet werden sollen“, so Ulu.

Gleichzeitig bleiben die Flüchtlinge in ihrem Kampf hart. Seit einem Monat sind sie schon in Berlin. Ihr Hungerstreik am Brandenburger Tor führte zu einer Aktuellen Stunde im Bundestag über das Thema Residenzpflicht und andere Asylgesetze. Nachdem die Regierung alle Forderungen der Asylbewerber ablehnte, sind sie vor wenigen Tagen erneut in den Hungerstreik getreten.

Anfang September diesen Jahres nahm sich der 27-Jahre alte Samir Hashemi in einem Flüchtlingslager bei Stuttgart das Leben. „Die Heime sind generell wirklich eklig. Die Zimmer sind winzig und die Klos unbenutzbar“, sagt Heidi, eine der Helferinnen auf dem Camp am Oranienplatz. „Es sollten Führungen organisiert werden, damit die Bürger sehen können, wie es da wirklich aussieht, denn so ein Heim mal live zu erleben, ist etwas ganz anderes, als darüber zu lesen.“ Andererseits, so die Helferin, stellten die Heime dennoch die Privatsphäre dieser Menschen dar und die würde durch öffentliche Führungen natürlich empfindlich gestört.

„Die Situation ist so, dass sich hier in Kirchheim unter Teck, einem der vermeintlich besseren Heime, jemand das Leben nahm. Dabei ist die Lage in anderen Heimen noch viel schlimmer“, erzählt Morteza Oshtorani, ein Mitbewohner des verstorbenen Samir, der Zeitung „The Voice of Refugees and Migrants“. Dieselbe Zeitung berichtet, dass es Frauen unter diesen Umständen oft schwerer haben, denn sie seien zusätzlich sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Zum Teil nutzten Arbeitgeber die Tatsache aus, dass die Frauen keine Arbeitserlaubnis besitzen. Nicht selten, so die Zeitung, gelte die Devise: „Ich gebe dir Arbeit und du gibst mir deinen Körper“. Erschwerend sei auch, dass sich Frauen Räume häufig mit alleinstehenden Männern teilen müssen.

Wie lange das Camp in Berlin noch aufgeschlagen bleibt, ist ungewiss. Klar ist aber, dass die Flüchtlinge bereit sind, den Kampf für ihre Rechte aufrechtzuerhalten. „Wir bleiben, bis unsere Forderungen gehört werden“, sagt der türkische Schriftsteller Ulu. Alle wissen, dass sie ein Gesetz gebrochen haben. Der wiederholte Verstoß gegen die Residenzpflicht wird laut §85 des Asylverfahrensgesetzes mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder mit einer Geldstrafe geahndet. Die Flüchtlinge in Berlin hoffen dennoch, dass ihr Protest keine strafrechtlichen Konsequenzen haben wird. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg duldet jedenfalls bisher das Camp.

Eine englische Version des Beitrags findet man hier: the-mag.net/where-are-you-going/

Infobox:

Asylverfahrensgesetz § 56 Räumliche Beschränkung

(1) Die Aufenthaltsgestattung ist räumlich auf den Bezirk der Ausländerbehörde beschränkt, in dem die für die Aufnahme des Ausländers zuständige Aufnahmeeinrichtung liegt. In den Fällen des § 14 Abs. 2 Satz 1 ist die Aufenthaltsgestattung räumlich auf den Bezirk der Ausländerbehörde beschränkt, in dem der Ausländer sich aufhält.

(2) Wenn der Ausländer verpflichtet ist, in dem Bezirk einer anderen Ausländerbehörde Aufenthalt zu nehmen, ist die Aufenthaltsgestattung räumlich auf deren Bezirk beschränkt.

(3) Räumliche Beschränkungen bleiben auch nach Erlöschen der Aufenthaltsgestattung in Kraft bis sie aufgehoben werden. Abweichend von Satz 1 erlöschen räumliche Beschränkungen, wenn der Aufenthalt nach § 25 Abs. 1 Satz 3 oder § 25 Abs. 2 Satz 2 des Aufenthaltsgesetzes als erlaubt gilt oder ein Aufenthaltstitel erteilt wird.

Ausnahmen: In Baden-Württemberg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und voraussichtlich ab Dezember 2012 auch in Hessen ist die Residenzpflicht auf das Landesgebiet ausgedehnt.

Mehr Infos hier: www.gesetze-im-internet.de

Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (Genfer Flüchtlingskonvention)

Die Genfer Flüchtlingskonvention ist das wohl wichtigste Dokument für den Flüchtlingsschutz. Hier wird festgelegt, wer eigentlich ein Flüchtling ist oder nicht. Die Konvention wurde 1951 verabschiedet und gilt in 144 Staaten.

Mehr Infos hier: www.unhcr.de/recht

 

 

 

 

 

 

 

 

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