Media4Us » Medien https://www.media4us.de/wp Ein weiterer WordPress-Blog Mon, 23 Feb 2015 14:22:24 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=4.2.2 Die unabhängige Justiz… https://www.media4us.de/wp/2013/04/16/die-unabhangige-justiz/ https://www.media4us.de/wp/2013/04/16/die-unabhangige-justiz/#comments Tue, 16 Apr 2013 13:08:34 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1393 Eigentlich wollte sich der media4us-Autor Ferhat Epik nicht schon wieder mit dem NSU-Prozess beschäftigen. Doch die Diskussion um die Platzvergabe an ausländische Pressevertreter treibt auch ihn um. Den Anspruch, durch den Prozess Vertrauen zurückzugewinnen, sieht er durch die Haltung des Oberlandesgerichts München aufs Spiel gesetzt. Ein Kommentar. ]]>

Ein Kommentar von Ferhat Epik

Eigentlich will ich schon gar nicht mehr darüber schreiben. Eigentlich sollte ich einfach zuhause sitzen, den Kopf dicht machen und auf leere Wände schauen. Eigentlich könnte ich anderes machen, als mir den Kopf darüber zu zerbrechen, wieso, weshalb, warum, womit. Diese Fragen schwirren aber ständig in meinem Kopf herum. Sie verfolgen mich bis in meine Träume.

Wir sind uns irgendwie alle einig. Die NSU-Morde waren grausam, scheußlich und dürfen in unserem Land nie wieder geschehen. So weit, so gut. Während sich aber ein kleiner Teil der Menschen aktiv dafür einsetzt, dass so etwas nicht noch mal geschieht, versuchen andere (zumeist aus dem rechts-konservativen Lager) zu verschleiern, was eigentlich passiert ist. Die Botschaft ist eindeutig: Links ist schlimmer als Rechts, oder mindestens genauso schlimm. Das war ein Ausrutscher, achtet auf links, links, links.

Dass jetzt die Münchner Justiz eine unrühmliche Rolle in dem Kampf übernimmt, der von rechtskonservativen Idealisten angeführt wird, und sich gegen die diejenigen stellt, die eine lückenlose Aufklärung vorantreiben wollen, zeugt nicht gerade von der Überzeugung „Vertrauen zurück gewinnen“ zu wollen.

Foto: Thorben Wengert / pixelio.de

Zuerst läuft eine Bande durch die Gegend und ermordet aus blankem Rassenhass Menschen. Dabei verschließen Polizei, Landeskriminalämter, Verfassungsschützer und vor allem Staatsanwälte die Augen. Dieser Skandal wird aufgedeckt. Und was passiert dann? Die Behörden verhindern eine lückenlose Aufklärung! Und jetzt sollen auch noch die türkischen und griechischen Medienvertreter an ihrer Berichterstattung gehindert werden. Noch nicht einmal beobachten dürfen die Betroffenen also. Aha, so viel zum Thema Transparenz.

Es hagelt Kritik von allen Seiten. Politik und Gesellschaft, ja sogar die im Saal zugelassenen Medienvertreter melden Bedenken an. Die Münchner Justiz hält aber starrsinnig an ihrem Plan fest. Nun meldet sich sogar der türkische Außenminister und fordert Plätze. Die Antwort im Wortlaut: „Lassen Sie uns in Ruhe, und versuchen Sie nicht Einfluss zu nehmen“. Was sollte denn der türkische Staat machen? Wie viele Rechtskonservativen ebenfalls die Augen verschließen? Nein, der türkische Staat tut das einzig richtige, nämlich seine eigenen Landsleute zu vertreten. Und eben da ist der Außenminister gefragt. Wer da Angst vor Einflussnahme hat, der kann sich gern unter der Bettdecke verkriechen.

Bemerkenswert ist dabei vor allem eines: Es ist die bayerische Justiz, die vor Einflussnahme Angst hat. Der Fall Mollath hat anscheinend seine Spuren hinterlassen, nicht nur bei der Justiz.

Solange der Starrsinn bestimmter Kreise und die bewusste Blindheit einiger Rechtskonservativen in unserem Land Überhand hat, wird weder eine angemessene Aufklärung stattfinden, noch wird es gelingen, den schwelenden Rassismus in den Griff zu bekommen. Das Vertrauen ist schon lange verspielt. So könnte wenigstens gerettet werden, was noch zu retten ist. Auch diese Chance droht nun vertan zu werden.

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Steinbrück und was die Italiener von ihm halten https://www.media4us.de/wp/2013/03/08/steinbruck-und-was-die-italiener-von-ihm-halten/ https://www.media4us.de/wp/2013/03/08/steinbruck-und-was-die-italiener-von-ihm-halten/#comments Fri, 08 Mar 2013 08:05:43 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1304 In Italien ist es nicht leicht, zur Wahl zu gehen und am Ende das Gefühl zu haben, das Richtige getan zu haben; das ist es schon lange nicht mehr. Berlusconi hat viel zerstört, mehr, als man sich im Ausland vorstellen kann. Warum Steinbrück ihn trotz seines fragwürdigen Politikverständnisses nicht als "Clown" bezeichnen sollte, das beschreibt Valerio Montanari.]]>

von Valerio Montanari

In Italien ist es nicht leicht, zur Wahl zu gehen und am Ende das Gefühl zu haben, das Richtige getan zu haben; das ist es schon lange nicht mehr. Berlusconi hat viel zerstört, mehr, als man sich im Ausland vorstellen kann. Und Berlusconi ist nicht der erste Politiker in Italien mit einem fragwürdigen Politikverständnis: Bis 1992 war Giulio Andreotti insgesamt sieben Mal Ministerpräsident Italiens gewesen, bis er wegen Verwicklungen mit der Mafia zu 24 Jahren Haft verurteilt wurde.

In Deutschland funktioniert die Präsentation der Politik in den Medien grundsätzlich anders als in Italien (und anders als in den meisten Gegenden der Welt, wie man es auch aktuell viel in den Zeitungen liest): In Deutschland ist ein Politiker heute sofort weg vom Fenster, wenn er auch nur in den Verdacht gerät, Regeln gebrochen zu haben. Was Annette Schavan getan hat, wäre im Rest Europas bestenfalls ein Schönheitsfehler. Was Horst Köhler gesagt hat, hätte man woanders wohl kaum zur Kenntnis genommen.

Silvio Berlusconi hat eine politische Kultur ermöglicht, die in Italien inzwischen ganz normal ist, in Deutschland dagegen kaum denkbar. Politik findet in Italien in Talkshows statt, es wird nur geredet. Abgeordnete waren in der Berlusconi-Ära die Bonzen schlechthin. Vetternwirtschaft war normal, die wichtigsten politischen Faktoren waren das Aussehen und der Preis der Krawatte und man wurde Abgeordneter, um seine Rente gesichert zu sehen (in Italien war das besonders einfach, weil man nicht so lange Abgeordneter sein musste wie in Deutschland, um Anspruch auf die entsprechende Rente zu haben).


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Berlusconi selbst ging stets mit schlechtestem Beispiel voran. Wer mitbekommen hat, wie Berlusconi eine Expertin für Solarenergie fragte, wie oft sie „komme“, konnte nur den Kopf schütteln. Deutsche Medien berichteten von dem peinlichen Auftritt. Auf die verbale Entgleisung folgte der eigenlich dreistere Teil: Am Ende des Fernsehausschnitts – hier im italienischen Original auf Youtube – bittet er die junge Dame, sich umzudrehen. Als die ihm die Bitte verwirrt erfüllt, schaut er auf ihr Gesäß und sagt zur Kamera: „Doch, ein gutes Angebot.“

Es würde lange dauern, alle Verfehlungen von Berlusconi aufzulisten. Jedenfalls ist er angeklagt, weil er die Prostitution Minderjähriger gefördert haben soll – der „Ruby“-Fall. Wenn man sich anschaut, wie sich Berlusconi zu diesem und ähnlichen Fällen geäußert hat, dann möchte man ihn am liebsten selbst ins Gefängnis stecken. Ein Zuhälter an der Staatsspitze – wie bitte?

Wieso wurde Berlusconi also immer wieder gewählt? Ihm gehören der AC Mailand, die Fernseh-Sendegruppe Mediaset und die Verlage Mondadori und Einaudi – und das sind nur die Aushängeschilder. Das ist so, als würden der Axel-Springer-Verlag, RTL und Bayern München zum Privatbesitz von Angela Merkel gehören.

Berlusconi hat die politische Landschaft alternativlos gemacht. Man kann sich nicht vorstellen, welchen Einfluss ein Politiker auf die Bevölkerung haben kann, wenn ihm solche Machtinstrumente zur Verfügung stehen. Hinzu kommt, dass die italienische Linke traditionell zerstritten und lange Zeit politisch fast unbedeutend war. Italiener sind es nicht gewohnt, dass Wahlen irgendetwas verändern oder gar verbessern. Egal, was gewählt wurde – Berlusconi gewann immer. Selbst, als der Sozialdemokrat Romano Prodi Ministerpräsident war (2006-2008), gewann am Ende Berlusconi, weil Prodis Regierung auseinanderbrach. Neuwahlen, Berlusconi wurde wieder Ministerpräsident.

Berlusconi wurde jetzt wiedergewählt, weil er versprochen hat, das Leid der Italiener zu beenden. Natürlich waren seine Wahlversprechen hanebüchen und absurd – aber das ist, wie schon beschrieben, in Italien nichts Besonderes. Mario Monti wurde nicht mehr gewählt, weil seine Maßnahmen in den letzten Jahren hohe Arbeitslosigkeit, sinkende Kaufkraft und schwindende Perspektiven heraufbeschworen haben. Im Sinne einer europa- und letztlich italienfreundlichen Politik musste er diese Sparmaßnahmen ergreifen, und hier kommen die Deutschen ins Spiel: Das deutsche Wort hat Gewicht in Europa, weil Deutschland die stärkste Wirtschaftsmacht im Euro-Raum ist und die EU-Politik anführt. Um den Euro zu schützen, von dem Deutschland im Moment sehr profitiert, haben die Italiener das Nachsehen; so argumentieren die Populisten. Italiener, Griechen, Spanier und Portugiesen verstehen es so, dass es ihnen schlecht gehen muss, damit Deutschland profitieren kann. Sie wählen Grillo und Berlusconi, weil sie finden, dass Montis europafreundliche Politik an ihrer Lebenssituation vorbeigeht. Monti sieht nicht, dass es den Italienern schlecht geht, finden sie.

Man darf nicht vergessen, dass die Schuld für die Krisensituation nicht die Italiener tragen: nur ein Italiener ist schuld, Berlusconi. Wie in Griechenland, aber auch in Deutschland sind es die Politiker, die die politische Kultur formen, nicht die Bürger; die Bürger wählen nur, sie handeln und repräsentieren nicht. Wenn sie schon für Deutsche schuften müssen, dann ist eine respektvolle Behandlung das Mindeste, was die Italiener verlangen.

Und dann taucht ein Kanzlerkandidat der SPD auf. Er behauptete neulich, mit Grillo und Berlusconi hätten ein „Clown, der sich selbst auch so nennt“ und ein „Clown mit Testosteronschub“ die Wahl gewonnen. Man kann von Grillo und Berlusconi halten, was man will. Aber „Clown“ ist keine politische Aussage, sondern eine respektlose Bezeichnung. Steinbrück symbolisiert mit seinen Äußerungen das herablassende Gebahren eines Europas, das auf italienische Kosten vom Euro profitiert – so sehen es jedenfalls die italienischen Populisten. Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano hat wegen dieser Äußerungen das lange geplante Treffen mit dem Kanzlerkandidaten abgesagt. Hätte Steinbrück diese Dinge als Kanzler gesagt – wie unangenehm wäre die Situation wohl geworden?

Steinbrück vergisst, dass Grillo und Berlusconi ihm etwas Wesentliches voraushaben: Sie gewinnen Wahlen. Vielleicht sollte sich Steinbrück mehr wie Grillo oder Berlusconi aufführen – das könnte seine Kandidatur retten, schlechter könnte er ohnehin kaum dastehen.

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Bildung als Lebenselixier https://www.media4us.de/wp/2013/02/25/bildung-als-lebenselixier/ https://www.media4us.de/wp/2013/02/25/bildung-als-lebenselixier/#comments Mon, 25 Feb 2013 08:04:24 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1342 Gut geführte Buchläden sind wie kleine Oasen. Manchmal entdeckt man viel mehr als spannende Geschichten und fremde Welten. Ein Buchladen kann auch Begegnungsort sein, an dem Sprachen und Kulturen aufeinandertreffen und sich miteinander verbinden. So wie in der Karl-Marx-Straße in Berlin. Ein Besuch von Samed Balkir]]>

von Samed Balkir

Mitten im Herzen von Neukölln, in der Karl-Marx Staße, befindet sich der türkisch-deutsche Buchladen von Frau Tülin. Er ist klein, aber fein. „Wir bringen die Leute zum Lesen.“, sagt die charismatische Besitzerin. Mit Entschlossenheit und Leidenschaft arbeitet sie daran, die Menschen für Bücher zu begeistern, sie kümmert sich darum, dass sie ihre Türkisch- und Deutschkenntnisse erweitern. Frau Tülin berichtet von türkischen Migranten, die in Deutschland leben, aber weder die türkische noch die deutsche Sprache richtig beherrschen. Sie sieht es als notwendig an, dass Eltern ihren Kindern immer wieder Bücher kaufen und ihnen beide Sprachen beibringen – deutsch und türkisch. „Zusammen müssen wir diesen Weg gehen, denn nur so können wir es schaffen.“

© Samet Acar

 

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Halay https://www.media4us.de/wp/2013/02/12/halay/ https://www.media4us.de/wp/2013/02/12/halay/#comments Tue, 12 Feb 2013 10:48:04 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1241 Halay, der traditionelle Volkstanz aus Anatolien ist nicht nur bei Älteren beliebt. Auch unter jungen Leuten steht er hoch im Kurs. In sozialen Netzwerken finden sich zahlreiche Beispiele neuer, moderner Interpretationen. Ob er selbst auch tanzt, verrät unser Autor Ibrahim Kizilgöz zwar nicht, aber er hat das Phänomen für media4us mal genauer unter die Lupe genommen. ]]>

Ein traditioneller Volkstanz aus Anatolien ist lebendiger denn je

von Ibrahim Kizilgöz

Am 30. Oktober 1961 wurde das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei unterzeichnet. Das erste rechtlich verbindliche Schriftstück, in der die Anreise von Arbeitskräften aus der Türkei nach Deutschland mit einer maximalen Aufenthaltsdauer von zwei Jahren festgehalten wurde. Doch durch einige Gesetzesänderungen blieben viele Arbeitskräfte und gründeten Familien. Dabei haben sie einiges an kulturellen Traditionen aus ihren Herkunftsorten mitgebracht. Unter anderem den traditionellen Volkstanz aus Südostanatolien – „Halay“.


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Fragt man heute einen in Deutschland lebenden Jugendlichen mit türkischem oder kurdischem Migrationshintergrund, wann der nächste Halay stattfindet, kriegt man höchstwahrscheinlich einen konkreten und zeitnahen Termin genannt. Denn Halay wird überall und zu fast jeder Zeit getanzt: auf Hochzeiten, Geburtstagen, Demonstrationen und selbstorganisierten „Halay-Partys“. Die 21-jährige Ezgi A. packt sogar einen drauf: „Ich tanze Halay, wenn mir langweilig ist. Auch auf der Straße, einfach so.“

Vielleicht erklärt sich so, warum Jugendliche „komische“ Kreistänze auf dem Domplatz in Köln, in der Fußgängerzone in München oder an vielen Bahnhöfen tanzen. Einige Jugendliche treffen sich an Wochenenden und unternehmen einen Tripp in die nächste Großstadt, um in der Öffentlichkeit Halay zu tanzen und die kulturellen Schätze ihrer Vorfahren zu präsentieren.

Youtube und Facebook als Plattform

Dabei werden die Tänze mit dem Mobiltelefon aufgenommen, schnellstmöglich auf Youtube hochgeladen und auf Facebook veröffentlicht. Die Verlinkungsfunktion von Facebook sorgt dafür, dass die Videos schnell verbreitet werden. Es folgen Kommentare, unter anderem aus der Heimat, von Verwandten und Bekannten.

Dr. Peter Holzwarth und Prof. Dr. Horst Niesyto, Wissenschaftler im Bereich interkulturelle Medienbildung und -Pädagogik an den Universitäten Zürich und Ludwigsburg, erklären in einem Forschungsbericht zur Mediennutzung junger Migranten, Medienformen wie Facebook förderten die Identifikation mit und den muttersprachlichen Kontakt zur Herkunftskultur. Kulturelle Ausdrucksformen wie der Halay haben in ethnischen Communities die Funktion einer kollektiven, herkunftsbezogenen Selbstvergewisserung.*

Traditionell vs. Modern

Traditionell haben die Halay-Schritte einen kontextuellen Bezug, das heißt sie bilden die Situation der örtlichen Landwirtschaft oder die sozialen Bindungen ab. Mal geht es um die Fruchtbarkeit des Ackerfeldes, mal um die Arbeit auf dem Acker. Aber auch Probleme werden angedeutet. In Diyarbakir (in der Ost-Türkei) gibt es etwa Tanzschritte, die das Zertrampeln von Acker-Schädlingen imitieren. Andere symbolisieren die Beziehung zwischen Mann und Frau.

Die Frage ist, wie Jugendliche mit diesem Wissen umgehen. „Vielen Jugendlichen sind solche Hintergründe fremd. Es wird irgendetwas getanzt. Ein Mix aus Halay und Hip-Hop-Elementen oder, je nach momentaner Gefühlslage, irgendeine Bewegung, die gar keine Bedeutung hat“, meint die 19-jährige Alev O. Das Interesse vieler Jugendlichen mit türkischem/kurdischem Migrationshintergrund an Hip-Hop führt zu interessanten Versuchen, Halay mit modernen Elementen zu verbinden. So sind bereits professionelle Videoclips von Musikbands auf Youtube zu sehen, die genau diesen Ansatz verfolgen. Aber auch selbstgedrehte Amateuraufnahmen findet man im Netz, die von der Produktivität und Kreativität vieler Jugendlicher zeugen.


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So viel kulturelles Gut haben die sogenannten „Gastarbeiter“ also mitgebracht. Ein Halay-Hip-Hop-Tanz im Bundestag während einer undifferenzierten Debatte über die zum Scheitern verurteilte „Integration“ wäre wünschenswert und bestimmt sogar amüsant.

*Den Forschungsbericht zum Thema kann man hier abrufen.

 

 

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Immigrants become the New Media Makers https://www.media4us.de/wp/2013/01/25/immigrants-become-the-new-media-makers/ https://www.media4us.de/wp/2013/01/25/immigrants-become-the-new-media-makers/#comments Fri, 25 Jan 2013 10:58:50 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1208 Im Rahmen von media4us trafen sich Anfang Dezember 2012 im tschechischen Prag Medienmacher, Vertreter von Migrantenorganisationen und Journalisten aus Europa und den USA zum gegenseitigen Austausch. Diskutiert wurde die Rolle der Medien hinsichtlich der Partizipationsmöglichkeiten von Migranten. Ein Rückblick von Raj Jayadev von New American Media. ]]>

by Raj Jayadev, New America Media

PRAGUE, Czech Republic: Images flash on the big screen of a Vietnamese teen breakdancer shapeshifting his body while his voice narrates his life. I’ve seen these images, these movements, before back home in San Jose, Calif., but this is the first time I’ve heard a Vietnamese hip-hopper speaking Czech.

We are at the Prague Institute, where media producers and immigrant advocates from all over Europe are sharing how they are tapping into the personal story of new European communities to penetrate political, social and cultural divides.

We are here representing New America Media (NAM), which was invited to participate in the dialogue as an overseas contributor. NAM, too, is walking a similar path of creating media stages for the unheard in a changing, and contentious political climate for immigrants.

“Culture always beats borders” Chadi Bahouth (Neue Deutsche Medienmacher) holding a postcard made by a young African American in San Jose named Malcolm who did photos of the Ethiopian community © Raj Jayadev

Personal Stories of Immigration

The color, age and languages heard on the streets of Europe are being re-imagined by the infusion of new immigrant populations. In many ways the people gathered here in Prague will determine the future of the continent.

As Europe undergoes massive demographic changes, it stands at a fork-in-the-road moment. Either its nations will retreat into fractured, xenophobic fear of the other, or they will embrace the value added of a new diversity. Media, through their ability to communicate the personal stories of immigration, may determine which road is chosen.

The video we are watching is of a young man living in Prague, who is telling the story of his parents’ migration here. It was produced by a local Czech social service agency, which serves the large, though less integrated, Vietnamese community. The woman sitting next to me whispers to herself when she hears him speak–“Czech in Vietnamese skin,” she says. The mini-documentary, called “A Better Life,” tells the story of immigrants in the Czech Republic, profiling the lives of Vietnamese, Albanian and Russian immigrants.

The discussion after the film sparks a heated debate from the audience. They are not just spectators, but rather stakeholders invested in this practice of producing media to change societies. They are practitioners from the Czech Republic, the Netherlands, England and Germany, who have been examining and creating media as a vehicle for a larger purpose – inclusion of communities that otherwise have been invisible.

Just two weeks prior, these groups, under a collaborative effort called Media4us ran its largest effort to date – an eight-page insert of stories written by new migrants in eight different countries and languages through the print publication called the “Metro.” They reached 5 million readers.

A sister network of Media4us called Media4Me is the more localized version of the effort, concentrating on using media platforms within a city, or even neighborhood, to dissolve stereotypes and promote a more intimate understanding of each other.

Connecting Disconnected Communities

Through the Multikulturni Centrum Praha (Prague Multicultural Center), migrant communities are creating television shows for their municipal TV channel, and running summer schools for young migrants to become multimedia journalists – communicators of the new Europe.

It is new media as much as traditional media that is allowing this generation of multicultural journalists to serve the larger purpose of connecting otherwise disconnected communities.

In England, Media4Me created a YouTube project, online radio show and online photo gallery for residents to identify what aspects of their multicultural, multilingual, neighborhood they wanted changed. It was civic engagement without the town-hall meeting, expect perhaps a virtual one. Once larger news outlets picked up on the efforts, elected officials were forced to respond.

Outside of creating media, migrant journalists in Europe are challenging the language and visual depictions of immigrant communities used by politicians and mainstream media as a key battleground.

Anti-Immigrant Reaction

According to the German National Statistics Office, one out of every eight residents of Germany is foreign-born. That number, as in many European countries, is rising, along with the cache of anti-immigrant sentiment.

In Germany, right-wing political parties have gained ground by espousing anti-Muslim platforms. Neue Deutsche Medienmacher (New German Media Makers, or NDM) is an association of journalists of migrant ancestry, who are pushing media producers to respect the rights and nationality of Germans with migrant heritages.

Decision makers in editorial boardrooms and production suites are deciding on ways to identify and describe migrant communities. Those discussions speak to a more fundamental national question – who is German?

NDM, which says only two percent of all journalists there are of migrant ancestry, have challenged the major national papers. For instance, the group has questioned those mainstream media outlets when they call a German a “foreigner,” even though the person carries a German passport. NDM has also called out racist depiction of Muslims.

The conversation, and the role of media as a facilitator of either fear or inclusion, is a familiar one by immigrant advocates in the United States, who have had an active campaign to stop the major media from using the term “illegal” when referring to undocumented immigrants.

These journalists know — as migrant communities do all over the world – that media matters. Indeed, it may be the sole historical force that allows populations with less political capital to actually shape their futures within a larger new homeland.

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Deutsche mit und ohne Migrationshintergrund arbeiten zusammen https://www.media4us.de/wp/2013/01/23/deutsche-mit-und-ohne-migrationshintergrund-arbeiten-zusammen/ https://www.media4us.de/wp/2013/01/23/deutsche-mit-und-ohne-migrationshintergrund-arbeiten-zusammen/#comments Wed, 23 Jan 2013 08:57:03 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=1180 In den Herbstferien 2012 hat eine engagierte Gruppe von Duisburger Schülerinnen und Schülern gemeinsam Fernsehen geschaut. Nicht aus Jux und Dollerei, sondern Im Rahmen des Workshops "Das soll ich sein?!", eine Veranstaltung von Grimme-Akademie und dem Dokumentarfilmfestival doxs!. Es ging um die Frage, wie Migration in aktuellen Kinder- und Jugendsendungen dargestellt wird. Houda Ben Said war dabei.]]>

Der Workshop „Das soll ich sein?!“ macht es möglich.

Ein Rückblick von Houda Ben Said, Schülerin der 10. Klasse

In zwei Gruppen arbeiteten Zehnt- und Siebtklässler arbeiteten am Workshop-Thema © Grimme-Akademie / doxs! Foto: Sven Neidig

In den Herbstferien fing das Abenteuer Workshop an.

Sieben deutsche Schülerinnen und Schüler, davon fünf mit Migrationshintergrund, haben sich in ihrer Freizeit drei Tage lang mit den Themen Migration und Migrationshintergrund in den Medien beschäftigt. In welcher Form sprechen Medien überhaupt von und über Migration und Integration? Wie können diese Themen in Wort und Bild gefasst werden? Eine Patentlösung gibt es dafür natürlich nicht.
Wir haben uns im Workshop „Das soll ich sein?!“ unzählige Formate und Umsetzungsmöglichkeiten angesehen, doch am Anfang stand die Kommunikation in der Gruppe. Denn ohne zwischenmenschlichen Kontakt und ohne Diskussion ist es schwierig, dieses Thema optimal zu vermitteln.
Verständnis muss aber jedem vermittelt werden, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund.

Während des Workshops haben wir uns nicht nur auf “klassische” Dokumentationen gestürzt, sondern sind auch auf Sendungen wie “Party, Bruder!” von VIVA eingegangen. Wir haben festgestellt, dass sich “klassische” Dokumentationen – vor allem in Programmen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten – meist nur mit einer Hauptperson und deren Geschichte befassen, während kommerzielle Formate nicht selten Klischees bedienen. Doch auch hier gibt es natürlich Ausnahmen und positive Beispiele.

© Grimme-Akademie / doxs! Foto: Sven Neidig

Für mich persönlich habe ich viel mitgenommen aus dem Workshop, etwa dass das Fernsehen das Bild einer Person verzerren kann. Menschen, denen wir im „echten“ Leben in ganz normalen Situationen wie Einkaufen oder in der Bank begegnen, machen im Fernsehen nicht selten einen völlig anderen, häufig schlechten Eindruck: durch unpassende Kameraeinstellungen, unnötige Einblendungen (z. B. Bauchbinden, mit denen ein Protagonist näher beschrieben wird) oder bestimmte sprachliche Aussagen, die in einen falschen Zusammenhang gestellt werden.
Das Fazit, das ich ziehen konnte, ist, dass ein Mensch im Fernsehen nie wirklich „echt“ ist. Das liegt an den Inszenierungen, die vorgenommen, oder auch an bestimmten Rollen, die den Protagonisten zugeschrieben werden. Wie diese Rolle aussieht, ist stets mit dem verbunden, was die Produzenten sich vorstellen. Oft kommt es weniger auf die „Wahrheit“ an, sondern auf die Wirkung. Textpassagen werden geändert, um „Authentizität“ herzustellen.

Wir sollten also lernen, dass eine Person im Fernsehen oft anders als im wirklichen Leben ist, denn der Unterschied ist häuftig wie schwarz und weiß. Natürlich ist nicht jede Darstellung einer Person im Fernsehen falsch. Doch häufig verstellen sich Menschen, erscheinen z. B. selbstbewusster als im wahren Leben. Manchmal tun sie das auch, um dem Fernsehformat gerecht zu werden. Dadurch entstehen aber leider Trugbilder.

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Buschkowsky ist überall https://www.media4us.de/wp/2012/11/20/buschkowsky-ist-uberall/ https://www.media4us.de/wp/2012/11/20/buschkowsky-ist-uberall/#comments Tue, 20 Nov 2012 08:20:01 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=945 In der ZDF-Talksendung, die seinen Namen trägt, will der Journalist und Buchautor Peter Hahne über gesellschaftlich relevante Themen diskutieren. Als er am 04.11. mit prominenten Gästen über Jugendgewalt sprach, war Mimoza Troni am Bildschirm mit dabei. In ihrem Kommentar hält sie mit Kritik nicht hinterm Berg. Was sie gesehen hat, fand sie "erschütternd". ]]>

von Mimoza Troni

Jugendgewalt: Politik machtlos? lautet das Thema von Peter Hahnes gleichnamiger Show im ZDF. Die Anmoderation führt direkt ins Thema: “Geht es Ihnen auch so wie mir, dass Sie erschüttert sind …”, fragt Hahne und will auf die Brutalität der Jugend hinaus. Erschütternd ist aber vielmehr, wie diese Sendung verläuft.. Eine TV-Kritik.

Der Link zur Sendung: Jugendgewalt: Politik machtlos?

Um über Jugendgewalt zu diskutieren, hat Hahne zwei Gäste eingeladen: Cem Özdemir, den Bundesparteivorsitzenden der Grünen und Heinz Buschkowsky, Bezirksbürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln. Als aktuelles Beispiel nennt Peter Hahne den Übergriff auf einen 20-jährigen Berliner, der auf dem Alexanderplatz von Jugendlichen brutal zusammengeschlagen wurde und seinen Verletzungen erlag. Der mutmaßliche Täter hat sich in die Türkei abgesetzt, die Polizei bemüht sich zur Zeit um seine Auslieferung nach Deutschland.

Beitrag aus dem Internationalen Fotowettbewerb © media4us / foto: Fabien Raclet

Die Macht der Einstiegsfrage

Als Peter Hahne Cem Özdemir vorstellt, fragt er, ob sich Özdemir als türkischer Schwabe oder schwäbischer Türke fühle. Warum er diese Frage als Einstieg wählt, bleibt unklar: Will Hahne lediglich mit etwas Zwischenmenschlichem beginnen? Verweist er auf Özdemirs türkische Wurzeln, um dem mutmaßlichen Täter einen guten Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund gegenüberzustellen? Oder soll durch diese Information gar eine Gemeinsamkeit mit dem brutalen Schläger aufgezeigt werden? Ist die Frage einfach nicht durchdacht oder verfolgt Hahne doch ein Ziel? Nämlich den Anschein zu erwecken, dass Cem Özdemir aufgrund seines Hintergrunds den mutmaßlichen Täter milder verurteilen würde?

Zwischen Macho- und Vorurteilskultur

Hahnes nächste Frage ist nicht gerade professioneller. Er fragt, ob „diese Form der Gewalt“ etwas mit der „türkischen Machokultur“ zu tun hat. Obwohl am Ende dieses Satzes ein Fragezeichen steht, zieht der Moderator damit eine Verbindung von Gewalt zum türkischen Hintergrund. Wenn wir heutzutage über objektive Berichterstattung und kritischen Journalismus reden, dann meinen wir sicherlich nicht die Einengung des Themas auf Phänomene, die auf Klischees und Vorurteilen basieren. Nein, es geht darum, nach Ursachen zu suchen und dabei möglichst viele Optionen in Erwägung zu ziehen. Mit dieser Form des Journalismus sinkt das ZDF auf Bild-Niveau.

Auch wenn Buschkowsky für seine Verhältnisse relativ moderat auf diese Frage antwortet, schließt er nicht aus, dass die Erziehung des Täters „zum überlegenden Wesen gegenüber anderen“ der Auslöser gewesen sein könnte. Özdemir hingegen zeigt an einem anschaulichen Beispiel, dass eine Machokultur sich in „verschiedenen Herkunftssprachen“ wiederfindet. Er erinnert daran, dass dieser Tag, an dem diese Diskussion stattfindet, auch der erste Jahrestag war, seitdem die NSU-Morde bekannt wurden, bei denen neun Männer mit Migrationshintergrund  von Neonazis ermordet wurden. Außerdem verweist Özdemir auf das Landeskriminalamt Baden-Württembergs, das völlig falsch lag mit der Annahme, die Mörder könnten keine Deutsche sein, da es für Deutsche unüblich sei zu töten. Während Özdemir spricht, ist die Kamera immer wieder auf Buschkowsky gerichtet: Sein Blick ist streng, er runzelt die Stirn und zuckt leicht mit dem Kopf nach hinten. Wer Heinz Buschkowsky kennt, weiß, warum. Seine These ist eine andere.

Glaubt man dem SPD-Mann, hat eine hohe Bereitschaft zur Kriminalität mit dem muslimischen Hintergrund zu tun, so schildert er es u. a. in seinem aktuellen Buch „Neukölln ist überall“. Ein Vorurteil, das sich in unserer Gesellschaft immer stärker verfestigt hat und den nächsten Teil der Diskussion bestimmt. In einem kurzen Einspieler wird betont, dass junge Männer mit Migrationshintergrund „besonders auffällig“ seien. Buschkowsky stützt diese Aussage, indem er Zahlen aus Neukölln nennt. Demnach würden nur 16 Prozent der Schüler, die sich als stark religiös einschätzen, ein Gymnasium besuchen, während 40 Prozent der moderaten Muslime das Abitur machen. Ob diese Statistiken richtig interpretiert sind, lässt sich bezweifeln. Immerhin sagt ein Vertreter der Polizeigewerkschaft zu Beginn des Beitrags, der Alkohol- und Drogenkonsum sei zu 70 Prozent für derartige Angriffe verantwortlich. Auch er beruft sich auf Statistiken, auf die wird im weiteren Verlauf der Debatte allerdings nicht weiter eingegangen. Wer sagt, dass eine Kombination dieser zwei hier genannten Ursachen möglich ist, der irrt, denn man darf bezweifeln, dass ein frommer Muslim zu Alkohol und Drogen greifen würde.

Sicherheit durch Vorbilder

Im Gegenteil, die Einbindung des Umfelds ist ein wichtiges Instrument, um Straftäter von ihrer falschen Bahn abzubringen, meint Özdemir. Dazu gehören auch Imame, denn das Problem sei nicht, dass Straftäter strenggläubige Muslime sind, sondern nur annehmen, sie seien welche. In solchen Fällen könnte der Imam positiv zureden und Jugendlichen erklären, dass sie sich zu „Unrecht auf den Islam“ berufen, so Özdemir.

Bei der Frage nach Sicherheit beruft sich Peter Hahne auf die Gewerkschaft der Polizei, die den mangelnden Nachwuchs beklagt. Das sei sicherlich ein „massives Problem“, stimmt Özdemir zu. Es würde jedoch helfen, wenn es mehr Polizisten mit Migrationshintergrund gäbe. Diese Leute brauchen wir in allen Bereichen der Gesellschaft“. Wenn Kinder ihre Erzieher und Lehrer mit Migrationshintergrund erleben, könnten sie typischen Geschlechterrollen, die sie von zu Hause kennen, infrage stellen.

In einem sind sich Buschkowsky und Özdemir einig: Auf öffentlichen Plätzen müsste die Polizei stärker präsent sein. „Dass auf dem Alexanderplatz am Wochenende die Post abgeht, das ist nun wirklich nicht neu“, ergänzt Buschkowsky und fragt: „Warum ist nachts keine Polizei auf dem Platz?“ Buschkowsky kritisiert, dass die Zahl der Polizeibeamten geschrumpft ist und die Zahl der Sicherheitskräfte nicht der Sicherheitslage angepasst wurde.

Viele Migranten sprechen die deutsche Sprache nicht?

Peter Hahne fährt mit seiner Strategie, Vorurteile zu bedienen, fort und erwidert, Bildung scheitere daran, dass „ja viele Migranten die deutsche Sprache nicht sprechen“, türkisches oder arabisches Fernsehen schauen und den Anschluss an das gesellschaftliche Miteinander nicht finden. Es ist erschreckend zu sehen, dass ein mehrfach ausgezeichneter Moderator im bundesweiten Fernsehen so argumentiert. Daher die Detailfrage: Sehr geehrter Herr Hahne, was heißt „viele Migranten“? Auf welcher Grundlage basiert diese Einschätzung? Und wieso vermittelt sie den Eindruck, dass die Mehrheit – das steckt nämlich in dem kleinen Wörtchen „viel“ drin – kein deutsch spricht? Die Mehrheit spricht Deutsch, nur darüber sprechen Sie und viele andere nicht. Es wird immer über die Minderheit, die wenig deutsch spricht, geredet und damit die Chance vertan, wertzuschätzen, wie viele Menschen mit Migrationshintergrund sehr wohl die deutsche Sprache fehlerfrei beherrschen und sich in die deutsche Gesellschaft integriert haben – obwohl sie jedes dieser Vorurteile über sich ergehen lassen und sich immer wieder behaupten müssen.

Diesen beispielhaften Migranten müsse man den Karriereweg in die Institutionen – Polizei, Kitas, Schulen etc. – ermöglichen, wiederholt Özdemir. Dadurch würden die Institutionen an Glaubhaftigkeit gewinnen und das Klischee vom guten deutschen Polizisten und bösen ausländischen Kriminellen aufgebrochen. Wieder ein leichtes Kopfschütteln Buschkowskys.

Und die Moral von der Geschicht‘…

… einige wollen, einige nicht. Dies soll keineswegs eine Lobeshymne auf Cem Özdemir sein. Dennoch hat er durchgängig versucht zu zeigen, was Politik leisten kann: Probleme erkennen und auf die tatsächliche Ursache zurückführen, nämlich Bildung. Es sind nicht Ethnie oder Religion, die Kinder und Jugendliche vom zivilisierten Miteinander abhalten, sondern die unzureichende Betreuungsmodelle, wie die fehlenden Kitaplätze. Während er diesen Standpunkt immer wieder zu begründen versuchte, boten Peter Hahnes unangemessen formulierte Fragen Buschkowsky eine breite Plattform. Mit diesem Angebot steht Hahne übrigens nicht allein da. Viele seiner Polit-Talk-Kollegen haben Buschkowsky wiederholt Raum geboten, um sich zu profilieren und sein Buch zu vermarkten. Nicht Neukölln, sondern Buschkowsky ist überall. Leider.

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5 Millionen Leser für neue Perspektiven https://www.media4us.de/wp/2012/11/16/5-millionen-leser-fur-neue-perspektiven/ https://www.media4us.de/wp/2012/11/16/5-millionen-leser-fur-neue-perspektiven/#comments Fri, 16 Nov 2012 13:00:16 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=970 Am Dienstag, den 20. November feierten unsere sieben Partnerländer die Veröffentlichung ihrer Projektzeitungen. In Schweden, Belgien, Italien, Tschechien, Großbritannien, Ungarn und den Niederlanden durften sich die Leser der internationalen Gratis-Zeitung METRO über eine media4us-Beilage freuen. ]]>

In sieben europäischen Ländern erschienen media4us-Zeitungen

Am 20. November feierten unsere sieben Partnerländer die Veröffentlichung ihrer Projektzeitungen. In Schweden, Belgien, Italien, Tschechien, Großbritannien, Ungarn und den Niederlanden durften sich die Leser der internationalen Gratis-Zeitung METRO über eine media4us-Beilage freuen. In einigen Ländern hatten Migrantinnen und Migranten damit zum ersten Mal eine Stimme in den Mainstream-Medien.

Zusammengerechnet waren damit rund 5 Millionen Leserinnen und Leser eingeladen, neue Perspektiven auf die Themen Integration und Partizipation kennenzulernen. Journalisten mit Migrationshintergrund hatten im Rahmen von media4us Artikel und Kommentare verfasst, gaben Einblicke in persönliche Erfahrungen und schrieben über Sport, Politik, Kultur, Liebe und vieles mehr.

Digitale Versionen sind auf der europäischen media4us-Seite abrufbar: www.media4us.eu

Herzlichen Glückwunsch und ein Dank an alle couragierten Autoren, Redakteure, Organisatoren und Unterstützer!

Keep it up!

media4us, Germany

 

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Migranten als Exoten? https://www.media4us.de/wp/2012/10/31/migranten-als-exoten-ruckblick-auf-die-tagung-mehr-als-nur-dabei/ https://www.media4us.de/wp/2012/10/31/migranten-als-exoten-ruckblick-auf-die-tagung-mehr-als-nur-dabei/#comments Wed, 31 Oct 2012 10:00:55 +0000 https://www.media4us.de/wp/?p=860 Das Thema Migration wird in den Medien aktuell (mal wieder) heiß diskutiert. Aber wie sieht eigentlich die Situation von Migrant(inn)en als Medienmacher(innen) aus? Das und vieles mehr beleuchtete die Fachtagung "Mehr als nur dabei! Migration, Partizipation und Medien", die am 26. Oktober im Kölner KOMED stattfand. Ein Rückblick]]>

Ein Rückblick auf die Tagung “Mehr als nur dabei! Migration, Partizipation und Medien”

© Grimme-Institut, 2012

Migration – ein Thema, das aktuell in den Medien debattiert wird. Wie es um Migrant(inn)en als Medienmacher(innen) steht, das beleuchtete die Fachtagung “Mehr als nur dabei! Migration, Partizipation und Medien” am 26. Oktober im Kölner KOMED. Wie sind Migrant(inn)en hinter den Kulissen der Medien beteiligt? Können sie sich von den reinen Migrationsthemen emanzipieren? Diesen Fragen widmete sich die eintägige Veranstaltung des Grimme-Instituts.

Ins Thema führte ein exklusiver Zusammenschnitt der Doku-Soap “Wir sind Deutschland – 12 x Leben zwischen Flensburg und Freiburg” ein, die beim ARD-Digitalsender EinsPlus ausgestrahlt wird und die Lebenswelten von Migrant(inn)en präsentiert. Über die Recherche zwischen kulturellen Stereotypen und gesellschaftlichem Querschnitt sprachen im Anschluss der Produzent Alessandro Nasini von wellenreiter.tv und EinsPlus-Redakteurin Kirsten Kustusch.

Youtube: Wir sind Deutschland

Viele kritische Punkte beleuchtete auch eine Diskussionsrunde, die mit Medienmacher(inne)n mit Migrationshintergrund besetzt war: Ekrem Senol (MiGAZIN), Sheila Mysorekar (Neue deutsche Medienmacher), Nikolaos Georgakis (Journalist, Stiftung Zollverein), Alessandro Nasini (wellenreiter.tv) und Dr. Lale Akgün von der Staatskanzlei NRW. Werden in den Medien nur Problemfälle präsentiert? Gibt es für Themen aus der Perspektive von Migrant(inn)en kein Publikum? Solche Fragen bewegten auch das Publikum. “Wir müssen weg davon, Migranten als Exoten wahrzunehmen”, sagte Dr. Lale Akgün von der Staatskanzlei NRW. Sie wies auch darauf hin, dass Migrant(inn)en in Deutschland längst keine geschlossene Zielgruppe mehr sind. Der Journalist Nikolaos Georgakis warnte, als Medienmacher(in) mit Migrationshintergrund in die Falle zu tappen und nur zu Migrationsthemen zu arbeiten.

Die aktuelle Medienlandschaft bietet schon Beispiele für die Beteiligung von Migrant(inn)en im Fernsehen, Radio, Internet und Printbereich. Das zeigte auch ein rotierendes Plenum am Nachmittag. Bei diesem Speedlab stellten sich vier spannende Projekte aus der Praxis vor: Esther Donkor präsentierte ihre Website krauselocke.de, Martin Dittrich und Ekaterina Rauzin vom Caritas-Verband Wuppertal/Solingen erzählten von ihrem Partizipationsprojekt für Drittstaatenangehörige “MIM – Migranten in den Medien” (Flyer), Gudrun Sommer und Ela Görgülü gaben Einblicke in die Arbeit von von doxs! dokumentarfilme für kinder und jugendliche (do-xs.de) und Uli Bez war gemeinsam mit Roula Balhas vom Bayerischen Institut für Migration (BIM) angereist, um den Film “Töchter des Aufbruchs” zu besprechen.

Video: Töchter des Aufbruchs

Hier gibt’s ein paar Eindrücke zur diskussionsreichen Veranstaltung:

 

Die Tagung “Mehr als nur dabei! Migration, Partizipation und Medien” wurde vom Medienbildungsprojekt „Medienkompetenz in der Öffentlichkeit“ und der Grimme-Akademie mit dem Projekt media4us organisiert. Medienkompetenz in der Öffentlichkeit wird unterstützt von der Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen, media4us wird vom Europäischen Integrationsfond gefördert.

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