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Sep 052012
 

Ein Kommentar zur Integrationsdebatte

von Ferhat Epik

Als an diesen Tagen der für die Muslime so wichtige und wertvolle Fastenmonat Ramadan zu Ende ging, die Familien sich zum Zuckerfestfrühstück trafen und die Kinder beschenkt wurden, da fiel mir als in Deutschland lebender Muslim eine große Veränderung auf. Ob ich im Fußballverein war, oder mit Freunden sprach, oder einfach im Café neue Leute traf, besonders eine Reaktion vieler Nichtmuslime überraschte mich. „Ach, du fastest? Ist denn schon Ramadan?“ oder „Zuckerfest? Wann? Bist du dann bei deiner Familie?“

Was ist daran denn auffällig, werden sich viele denken. Tatsache ist aber, dass fernab der leidigen Integrationsdebatte und der Frage, ob und wie der Islam zu Deutschland gehörte, die Gesellschaft diesen Diskussionen einen Schritt voraus zu sein scheint. Noch vor einigen Jahren waren diese Fragen grundsätzlicher Natur. Was ist Ramadan? Warum fasten die Muslime an Ramadan?

Inzwischen scheint zumindest ein grundsätzliches Wissen diesbezüglich vorhanden zu sein. Und nicht nur das. Vielerorts werden große gemeinsame Fastenbrechen veranstaltet, an denen viele Nichtmuslime teilnehmen. Vereine und andere Gemeinschaften wie Beiräte und politische Institutionen tun dies ebenso.

Interkulturelles und -religiöses Fastenbrechen in Mainz. Gemeinsames Spenden für Menschen in Not. Foto: Ferhat Epik

Warum wird daran nicht angeknüpft ?

Wir führen in Deutschland seit Jahren die falsche Debatte und das auf falsche Art und Weise. Integration hat weder gestern angefangen, noch wird sie morgen aufhören. Geprägt von Intoleranz auf der einen, Egoismus auf der anderen und Schuldzuweisungen auf beiden Seiten, führen wir seit Jahren eine mediale Scheindebatte sondergleichen. Dabei wird immer die falsche Frage gestellt und die falsche Antwort gegeben: Wer ist Schuld?

Diese endlosen Diskussionen der Schuldfrage führen allesamt ins Nichts. Das wird ja wohl nicht nur mir aufgefallen sein, oder? Nein, ist es auch nicht. Doch mit eben dieser endlosen Diskussion lässt sich endlos Geld verdienen. Nicht nur Boulevardzeitungen schwimmen auf der Welle mit, wenn sie von „Ehrenmorden“ oder „Zwangsheirat“ berichten. Auch die öffentlich-rechtlichen mischen sehr viel Gift in die Debatte, wenn sie einigen Extremisten, die sich als Experten ausgeben, die Bühne bieten. Wenn sich dabei auch noch Ökonomen zu Wort melden und Bücher schreiben, die Millionen von Menschen verunglimpfen und damit Millionäre werden, dann ist das Dilemma komplett.

Wir benennen seit Jahren nur Probleme. Keine Lösungen. Keine Auswege. Warum? Weil es keinen Masterplan für Integration gibt und geben kann. Wir sind halt einfach Menschen. Individuell und vielfältig sozialisiert. Wir dürfen uns nicht weiter mit Splittergruppen und Giftmischern aufhalten, sondern müssen die positiven Signale des Zusammenlebens beleuchten, und an diesem weiter feilen. Wir werden die Probleme nicht sofort lösen können. Doch mit konstruktiver Kritik und etwas mehr Verständnis füreinander ist unsere Zukunft nicht so düster, wie in manchen Medien dargestellt wird.

 

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