von Esther Donkor
Die gängige Besetzungspolitik sieht für afrodeutsche Schauspielerinnen und Schauspieler meist die ewiggleichen Rollen vor: Sie verkörpern erotische Schönheiten, begnadete Tänzer, Kriminelle oder Servicepersonal. Klassische Figuren wie den jugendlichen Liebhaber, die tragische Heldin oder den weisen Narren findet man selten.
Label Noir will das ändern. Die Berliner Theatergruppe, die sich als Kreativplattform und Netzwerk für schwarze SchauspielerInnen versteht, erzählt in einer Mischung aus Texten, Spiel- und Filmsequenzen von persönlichen Erfahrungen aus afrodeutscher Perspektive. Das Afrodeutsch-Sein steht dabei nicht dauerhaft im Vordergrund. „Viel mehr sind es die Erfahrungen, die ich als Mensch, Frau, Tochter, Schwester, Nachbarin und Steuerzahlerin mache. Ich mag mich nicht ausschließlich über das Schwarz-Sein definieren, als schwarze Frau, schwarze Tochter und schwarze Steuerzahlerin.“, betont Ensemblemitglied Dela Dabulamanzi.
Auf Unverständnis oder gar Wut reagiert Lara-Sophia Milagro, künstlerische Leiterin von Label Noir, gelassen: „Perspektivwechsel sind für die Mehrheitsgesellschaft immer ein schmerzhafter Prozess der Selbsterkenntnis. Die Besonderheit bei unseren Stücken ist, zur Abwechslung mal nicht mit einer rein weißen Perspektive konfrontiert zu werden. Das trägt dazu bei, ein Verständnis von Identität, Heimat, nationaler und menschlicher Zughörigkeit zu entwickeln, das weitaus komplexer ist als die Kategorisierung nach Hautfarbe, Pass oder Herkunft der Eltern.“
Mehr Infos zu LabelNoir unter: www.labelnoir.net
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