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Mrz 042013
 

Ein Kommentar von Lizge Yikmis

Wer war ich? Wer bin ich? Wer werde ich sein?

Diese Fragen beschäftigen viele Jugendliche mit Migrationshintergrund stärker als andere Altersgenossen. Besonders die Generation, die hier geboren und aufgewachsen ist, leidet zunehmend unter der Entfremdung von der eigenen Kultur und somit auch von sich selbst.

© media4us / foto: Thomas Bardohl – Beitrag aus dem Fotowettbewerb “Zeig’s uns!“

Sara lebt seit ihrer Geburt in Deutschland. Ihre Mutter kam als Kind nach Deutschland, die Eltern waren Gastarbeiter. Saras Vater flüchtete vor den politischen Verhältnissen in seinem Heimatland. Wenn man Sara nach ihrer Heimat fragt, lautet die Antwort: Deutschland. Hier ist sie aufgewachsen, hier hat sie ihre Freunde. Wenn sie in den Nachrichten immer wieder Berichte über Integrationspolitik oder die sogenannte fehlgeschlagene Integration von Migranten sieht, dann fühlt sie sich nicht angesprochen. Ihre Familie kann man als integriert beschreiben. Sie sprechen alle fehlerfrei Deutsch und beteiligen sich am sozialen Leben, falls es das ist, was man unter einer gelungenen Integration versteht.

Trotzdem fühlt sie sich hier – in ihrer Heimat – manchmal fremd. So geht es vielen anderen auch: Kinder mit Migrationshintergrund wachsen mit zwei Kulturen auf. Sie genießen eine andere Erziehung, da es in ihrer Kultur andere Normen und Werte gibt.

Saras Erziehung wurde stark durch die Vergangenheit ihrer Eltern beeinflusst. Früh begann sie sich für Politik und Menschenrechte zu interessieren. Es beschäftigt sie, warum Menschen ihre Heimat verlassen müssen. Sie ist ein Mädchen, das über vieles nachdenkt und die Dinge zu hinterfragt. Sie unterscheidet sich eigentlich nicht sehr von ihren Freunden. Sie besucht die gymnasiale Oberstufe und ihr Freundeskreis besteht größtenteils aus Deutschen. Sie schmunzelt, als sie das sagt, denn mit dieser Bemerkung grenzt sie sich automatisch von ihren Freunden ab. Eine Mauer, obwohl da eigentlich keine ist. Andererseits: ihre Herkunft will sie auch nicht verleugnen. Sie ist stolz auf ihren Migrationshintergrund, denn dadurch ist sie die aufgeweckte, nachdenklich junge Frau geworden, die sie heute ist.

Ein Freund hat ihr einmal gesagt, sie mache sich zu viele Gedanken. Doch dieses Nachdenken hat mit ihrer Geschichte zu tun, mit ihrer Herkunft. Manchmal fühlt sie sich so, als hätte sie schon viel mehr erlebt als ihre Freunde. Doch das stimmt so nicht, es sind einfach nur die Geschichten ihrer Familie, die ihre Erfahrungen bereichern.

„Yolo“ steht für “you only live once”. Das machen nicht wenige Jugendliche zu ihrem Lebensmotto. Sie feiern ausgelassen und denken nicht an morgen. Natürlich darf man Spaß in seiner Jungend haben, keiner bestreitet das, doch irgendwann muss man erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Verantwortung kann man aber erst übernehmen, wenn man sein Leben ernst nimmt. Diese Ernsthaftigkeit hat sich bei Sara früher eingestellt. Zwei Kulturen, die in einigen Punkten nicht unterschiedlicher sein könnten, zerreißen einen manchmal. Man muss die Differenzen überbrücken und in einigen Dingen unterscheidet man sich dann eben von seinen Altersgenossen.

Man muss stark sein, um Grenzen ziehen zu können. Viele Jugendliche sind nicht stark genug oder lassen sich zu schnell entmutigen. Sie werden zu Mitläufern, weil sie nicht anders können oder weil sie nicht ausgeschlossen werden wollen. Für seine Herkunft sollte man sich aber nicht schämen müssen. Wenn man versucht, unterschiedliche Kulturen miteinander zu vereinen, dann sollten Freunde auch bereit sein, Toleranz zu zeigen.

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